Post nach Hause am 26. August 2020

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

In der heutigen Hauspost möchten wir ein wenig von der Evangelischen Kirche in Deutschland berichten. Nicht wie vor zwei Wochen historisch, sondern ganz aktuell.

Dazu werden drei Themen kurz beleuchtet: der Start nach den Sommerferien (unter Corona-Bedingungen), die Hilfe für Flüchtlinge auf dem Mittelmeer und die Sorgen im Hinblick auf die Zukunft.

Zum Schluss wie immer ein Gebet, ein Vers und ein Spruch.

  1. Neu-Start nach den Corona-Maßnahmen
  2. Ein Schiff fürs Mittelmeer
  3. Angst vor der Zukunft?
  4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

Aus der evangelischen Welt in Deutschland:

1. Neu-Start nach den Corona-Maßnahmen

Auch in Deutschland waren die Kirchen und Gemeindehäuser für eine ganze Zeit geschlossen. Gottesdienste, Konfitreffen und Gesprächskreise fanden – wenn überhaupt – nur digital statt. Jetzt gehen in den einzelnen Bundesländern die Sommerferien zu Ende und mit dem Schulbetrieb werden auch viele Aktivitäten in den Gemeinden wieder aufgenommen.

Dabei müssen aber besondere Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden, wie es mittlerweile überall auf der Welt erforderlich ist: Abstand halten, soweit es geht Veranstaltungen lieber nach draußen verlegen, Masken benutzen, …

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Regional gibt es dabei Unterschiede, wie viele Menschen an Veranstaltungen teilnehmen dürfen und letztlich muss jeder Kirchenvorstand für seine Gemeinde entscheiden, wie die allgemein geltenden Regelungen umzusetzen und zu garantieren sind. Das liegt dann natürlich auch an den räumlichen Verhältnissen und überall ist Einfallsreichtum und Kreativität gefragt. So wird im Gottesdienst gesummt, statt gesungen; klebt man bunte Flecken auf den Boden und stellt Stühle auseinander, um die Abstände zu gewährleisten; wird das Abendmahl noch ausgesetzt und muss man Listen der Anwesenden führen, um eine eventuelle Fall-Nachverfolgung zu ermöglichen.

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Die “Neue Realität”: Gottesdienste, Konzerte, einfach alle Veranstaltungen mit Masken und Abstand. Hier im altehrwürdigen Dom zu Lübeck.

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Manche sprechen von einer Rückkehr zu einer „anderen Normalität“ und freuen sich über alles, was nun wieder möglich ist. Auch werden vielerorts Konfirmationen, Taufen und Hochzeiten nachgeholt, die im Frühjahr und Frühsommer nicht gefeiert werden konnten. Andere beklagen all das, was noch nicht möglich ist. Dritte spüren die deutliche Mehrbelastung, weil statt einer großen viele kleine Veranstaltungen durchgeführt werden müssen. Und weil man sich jedes Mal neu überlegen muss, wie es in dieser Situation überhaupt realisiert werden kann.

Dabei tauchen in den Gemeinden oder Kirchenvorständen dieselben Fragen auf, die es auch allgemein in der Gesellschaft gibt und manchmal führt das da wie dort sogar zu Konflikten: Soll man lieber vorsichtig und zurückhaltend agieren oder lieber möglichst schnell möglichst viel wieder „wie früher“ machen? Ist jedeR allein für sich selbst verantwortlich, bzw. wo beginnt die Verantwortung für andere und für die Gesellschaft? Muss man das Thema „Corona“ überhaupt so ernst nehmen oder wird da doch viel übertrieben? …
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Auch die traditionellen Gottesdienste zum Schulanfang finden anders als füher statt: in kleinen Gruppen, möglichst draußen im Freien oder mit bunten Markierungen, damit auch die Kinder einfach darauf achten können, sich nicht zu nahe zu kommen.

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2. Ein Schiff fürs Mittelmeer

Weltweit ist Migration ein großes Thema. Menschen machen sich einzeln und in Gruppen auf, um der Not zu entfliehen und für sich und ihre Familien bessere Lebensperspektiven zu finden. Bei uns in Amerika standen in den letzten Jahren besonders die vielen Flüchtlinge aus Venezuela und Haiti und die Grenze zwischen den USA und Mexiko im Mittelpunkt der Berichterstattung. Europa ist das Ziel der Notleidenden aus Afrika sowie den Kriegs- und Krisenregionen des Nahen und Mittleren Ostens. Da das Mittelmeer eine natürliche Grenze bildet, versuchen die Flüchtlinge auf (oftmals nicht wirklich seetüchtigen) Booten zu ihrem Ziel zu gelangen. Jedes Jahr ertrinken Tausende – vielleicht auch Zehntausende. Und die Politik versagt: es gibt nur unzureichend Strategien und noch weniger konkrete Maßnahmen, mit denen die Situation entschärft und vor allem, mit denen das 1000fache Sterben verhindert wird.

Manche scheinen die Toten als Abschreckung billigend in Kauf nehmen zu wollen, andere verweisen auf die unklare Aufteilung der Ankommenden innerhalb der Europäischen Union. Es gibt Stimmen, die davor warnen, die Einreise zu erleichtern, weil das erst recht Flüchtlingsströme in Gang setzen würde. Andere sagen, man müsse vor allem aufpassen, den Schleppern und Fluchthelfern, die aus der Not ein Geschäft machen, nicht in die Hände zu spielen.

Die Synode der EKD hat immer wieder auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam gemacht und im letzten Jahr auch beschlossen, ein Boot zur Rettung von schiffbrüchigen Flüchtlingen zu unterstützen. „United4Rescue“ ist ein breites Bündnis zur zivilen Seenotrettung, das Spenden sammelt und damit nun die „Seawatch4“ finanziert. Bei ihrer ersten Mission im Mittelmeer hat das Schiff am Sonntag 97 Menschen aus Seenot gerettet, darunter waren 28 unbegleitete Minderjährige und neun Kinder mit mindestens einem Elternteil. Die Migranten waren laut Sea Watch auf einem überfüllten und seeuntauglichen Schlauchboot unterwegs. Die Rettungsaktion fand den Angaben zufolge rund 31 Seemeilen vor der libyschen Küste statt. Erst letzte Woche waren in dieser Region mindestens 45 Menschen bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen.

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Ein see-untüchtiges Schauchboot und die SeaWatch 4

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Während manche das Engagement der Kirche loben: endlich wird mal nicht nur geredet, sondern gehandelt, sehen andere die Initiative sehr kritisch und empfinden sie als politische Aktivität, in die die Kirche sich nicht verwickeln sollte. Natürlich wäre die Seenotrettung eigentlich eine staatliche Aufgabe, erläutert Bischof Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Doch die Staaten Europas schauten nur zu. “Und deswegen ist es natürlich Aufgabe der Kirche, sich vom Leid der Menschen anrühren zu lassen. Man kann nicht beten und das Leid des Nächsten übersehen.”

 

3. Angst vor der Zukunft?

In einigen Bereichen ist die Kirche in Deutschland mittlerweile seit Jahrzehnten in einem „Abwärtstrend“. Zumindest gefühlt sinkt die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft und scheint der christliche Glaube nicht mehr so wichtig zu sein. Ganz real sinken die Mitgliederzahlen – zum einen weil es insgesamt weniger Kinder gibt und somit für die, die sterben oder austreten kein Ersatz „nachkommt“. Zum anderen, weil es immer weniger Taufen und Konfirmationen gibt und immer mehr Leute mit Blick auf die Kirchensteuer fragen: „Was bringt mir das eigentlich?“ – und als Antwort austreten.

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Wegen der wirtschaftlich äußerst positiven Entwicklung in Deutschland sind zwar auch die kirchlichen Einnahmen unvermindert weiter gestiegen, aber schon seit Langem wird hier eine Umkehr erwartet und wächst innerhalb der Kirchen ein Reformdruck. Gemeinden und Arbeitsbereiche sollen zusammengelegt, Angebote verbessert und damit für die Menschen attraktiver gemacht werden. Jüngst wurde sogar eine Absenkung der Kirchensteuer für Jüngere, die besonders oft austreten, ins Spiel gebracht, um sie in der Phase von Berufseinstieg, Familiengründung und Orientierung im Leben finanziell zu entlasten (und möglichst in der Kirche zu halten).

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Letztes Jahr hat nun die „Freiburger Studie“ erneut düstere Zukunftsperspektiven vorhergesagt: Demnach werden die Evangelische und die Katholische Kirche im Jahr 2060 im Vergleich zu heute nur noch die Hälfte an Mitgliedern haben. Damit werden natürlich auch die Einnahmen, die Gestaltungsmöglichkeiten und der Einfluss auf lokaler wie nationaler Ebene drastisch zurückgehen.

Die EKD hat daraufhin „Elf Leitsätze für eine aufgeschlossene Kirche“ beschlossen, die motivieren sollen, sich der Situation zu stellen und die Arbeit in Zukunft (noch) besser zu machen. Denn die Studie aus Freiburg geht davon aus, dass ungefähr die Hälfte der Einbußen an Mitgliedern auf Kirchenaustritt und nicht erfolgte Taufen und Konfirmationen zurückzuführen sein wird. Sollte man daran nicht etwas ändern können?

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Bestimmt! Aber auf der anderen Seite wird in vielen Gemeinden auch eine gewisse Reform-Müdigkeit wahrgenommen. Die Haupt- und Ehrenamtlichen machen ja vielerorts schon tolle Angebote und engagieren sich bis an den Rand der Belastungsgrenze. War das alles nicht gut genug? Sind es letztlich nicht viele gesamtgesellschaftliche Faktoren, die wir als Einzelne oder als Gemeinde doch gar nicht beeinflussen können (z.B. zurückgehende Mitgliedschaft auch in Gewerkschaften oder Parteien, Skepsis gegenüber „Glauben“, …)?

Als Versöhnungsgemeinde sind wir insofern betroffen, dass schon jetzt die nächste Sparrunde eingeläutet wurde, was auch die Auslands-Abteilung der EKD zu spüren bekommt. Das wird mittelfristig bedeuten, dass auch Pfarrstellen in den Auslandsgemeinden eingespart werden.

 

Wer noch weiter lesen will:

Ein Beispiel für kirchliche Corona-Maßnahmen und -hilfen:

https://www.ekhn.de/service/massnahmen-gegen-corona.html

Website des Trägerbündnisses des Seenotrettungs-Schiffs Seawatch:

https://www.united4rescue.com/

11 Sätze der EKD für die Zukunft der Kirche:

https://www.ekd.de/11-leitsaetze-fuer-eine-aufgeschlossene-kirche-56952.htm

 

4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch:

 

Das Gebet:

Gott,

Manchmal glauben wir, wir können alles schaffen.

Manchmal glauben wir, wir können alles aus uns heraus schaffen.

Manchmal glauben wir, wir sind auf nix und niemand angewiesen.

 

Aber dem ist nicht so.

Wir sind angewiesen – einer auf die andere.

Und auf dich.

Wir nehmen es nur nicht wahr, wenn wir nur auf uns selber blicken.

 

In diesen Zeiten merken wir einmal mehr, wie sehr wir voneinander abhängen –

vieles was wir tun sollten, ist nicht nur zu unserem Wohle, sondern zum Schutz und Wohl unserer Nächsten.

Im Alltag, aber noch mehr, wenn wir krank sind oder anderweitig Hilfe bedürfen, merken wir: wir sind aufeinander angewiesen.

 

Öffne du uns Gott dafür Herz und Sinn!

Amen.

 

Der Vers:

Jesus: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Matthäus 25,40

 

Der Spruch:

“Einzelne Talente gewinnen Spiele. Zusammenhalt gewinnt Pokale.”

Michael Jordan

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