1. Zwei Jünger
(Lucas 24,13-35; hier nach: www.derkindergottesdienst.de)
„Jetzt ist alles vorbei“, klagte Kleopas. „Jetzt sind wir ganz allein.“
„Ja, du hast recht“, antwortete sein Freund. „Was sollen wir jetzt bloß machen?“
Kleopas und sein Freund hatten einen weiten Weg vor sich. Von Jerusalem bis nach Emmaus, wo sie hinwollten, brauchte man zu Fuß etwa 2 Stunden. Sie gingen langsam und sahen sehr traurig aus. Und das waren sie auch.
Dabei hatte alles so gut angefangen: Sie hatten Jesus kennengelernt. Sofort waren sie von ihm begeistert gewesen. Jesus war anders als die Lehrer, die sie kannten. Wenn Jesus von Gott erzählte, spürte man, dass er da war. Und Jesus machte sogar Kranke gesund. „Vielleicht ist er wirklich der Messias, der Retter, auf den wir schon so lange warten“, hatten sie sich überlegt. Und sie waren sich fast sicher. Immer wollten sie bei Jesus bleiben. Alles war wunderbar gewesen – bis vor 3 Tagen.
Jesus wurde gefangen genommen, schließlich sogar getötet. Jetzt waren sie alleine. Jetzt war Jesus nicht mehr bei ihnen.
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Traurig gingen sie die Straße entlang und unterhielten sich darüber, was geschehen war. Sie wunderten sich nicht als plötzlich ein Mann neben ihnen her ging, schließlich waren hier oft andere Menschen unterwegs. Der Mann schien denselben Weg zu haben, also gingen sie zu dritt weiter.
Kleopas und sein Freund redeten mit dem Mann. „Worüber redet ihr?“, fragte er. Da blieben sie traurig stehen. „Weißt du nicht, was in Jerusalem geschehen ist?“, fragte Kleopas. „Alle reden doch darüber!“
„Was meinst du denn?“, wollte der Mann wissen. Jetzt fing Kleopas an zu erzählen: „Du hast doch sicher von Jesus gehört. Er war ein Prophet. Er tat viele Wunder, machte Kranke gesund und hat sogar Tote wieder auferweckt. Wir waren dabei. Wir sind mit ihm mitgezogen und haben gehört, was er über Gott erzählt hat. Wenn er geredet hat, dann hat man gemerkt, dass er Recht hat.“ Kleopas seufzte. „Ich habe geglaubt, dass er der Retter ist. Ich wollte immer bei ihm sein.“
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Jetzt wurde Kleopas noch trauriger. Aber es tat ihm gut, zu reden und alles zu erzählen. „Vor drei Tagen ist es dann geschehen. Jesus wurde verhaftet und dann gekreuzigt. Jetzt ist er tot. Jesus ist nicht mehr bei uns.“ Er kämpfte gegen die Tränen an.
Sein Freund half ihm und erzählte weiter, was noch geschehen war: „Drei Tage ist es her. Und heute Morgen ist etwas Sonderbares geschehen: Einige Frauen waren beim Grab von Jesus. Aber er war weg. Außerdem haben sie erzählt, dass sie Engel gesehen haben. ‚Er lebt!’, hätten die Engel gesagt.“
Kleopas nickte. Wenn das nur wahr wäre, was die Frauen erzählt hatten. Aber Jesus war doch tot. Er war nicht mehr da. Der Mann schaute die beiden Freunde an. Kleopas sprach weiter: „Ein paar von uns Jüngern sind zum Grab gegangen und es war wirklich so, wie die Frauen gesagt haben, er ist nicht mehr da. Aber wo ist er denn? Wir haben ihn nicht gesehen.“ Er schwieg und dachte daran, wie schön es war, als Jesus noch bei ihnen war.
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Der Mann, der ja die ganze Zeit bei ihnen war, hatte sich alles angehört. „Ihr versteht noch so wenig“, sagte er jetzt. „Warum glaubt ihr nicht, was die Propheten im Alten Testament geschrieben haben? Dort steht doch, dass der Christus leiden und sterben muss.“ Kleopas und sein Freund hörten ihm nun ganz gebannt zu. Die Zeit verging so schnell, dass sie schon bald bei Emmaus waren.
„Komm doch mit uns nach Hause“, sagte Kleopas zu dem Mann. „Es ist schon Abend und wird dunkel. Du kannst bei uns übernachten.“ Er nickte und dann gingen sie zusammen ins Haus. Kleopas und sein Freund waren nicht mehr so traurig wie vorher. Jetzt bereiteten sie alles fürs Abendessen vor. Als das Brot auf dem Tisch lag, setzten sie sich hin. Der Mann nahm das Brot in die Hand. Dann dankte er Gott dafür und brach das Brot in Stücke und gab es den beiden Freunden.
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So hatte es Jesus oft getan. Und plötzlich erkannten sie, dass es Jesus selbst war, der mit ihnen am Tisch saß. „Jesus lebt wirklich!“, ging es ihnen durch den Kopf. „Er ist bei uns!“ Jesus war auferstanden, er war nicht mehr tot. Kleopas und sein Freund freuten sich riesig. Aber im selben Moment war Jesus nicht mehr zu sehen.
Trotzdem wussten sie jetzt, dass Jesus lebte, und nicht mehr tot war. „Jesus ist nicht mehr tot!“, jubelten sie. „Eigentlich hätten wir es doch schon auf den Weg merken müssen. Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“
Und ich? „Woran erkenne ich ihn?“ Oder laufe ich vielleicht auch oft blind neben ihm her, nehme seine Präsenz nicht wahr? Wir laden Euch ein, in dieser österlichen Zeit, mal ganz besonders darauf zu achten, wo Jesus mit uns geht, wo seine Worte präsent sind, wo Menschen nach seinem Vorbild leben. Holen wir ihn hinein in unseren Alltag! Damit der Auferstandene auch uns bewegen und begleiten kann.
2. Eine Zeitzeugin (Apg 2,37-47)
Hmm, also spannend finde ich das ja schon, was die da so machen und was der Petrus so erzählt. Zu dumm aber auch, dass ich diese erste flammende Predigt verpasst habe. Es heißt, es hätten sich auf einmal alle verstanden, egal welche Sprache. Der Wahnsinn. Kaum vorzustellen. Aber Sara hat es mir erzählt, meine Nachbarin, die war dabei. Und jetzt ist sie ganz dabei. So richtig. Mit allem drum und dran. Und wenn ich mit allem drum und dran sage, dann meine ich das wortwörtlich. Auch kaum vorzustellen. Aber die machen da einen auf Riesen-Kommune. Wer dazugehören will, gibt alles, was er hat. Alles! Also nicht mal eben das, was ich übrighabe und selbst nicht brauche. Nein alles. Das ist mir ja nichts!
Ich verstehe schon, dass es sich toll anhört, was sie dort sagen: Die frohe Botschaft für alle! Gott liebt dich, egal, was die anderen sagen! Jesus vergibt unsere Schuld!
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Für das eine oder andere könnte ich schon Vergebung gebrauchen… immer streite ich mich mit meiner Tochter, dabei wäre es wahrscheinlich nur in einem Bruchteil der Male nötig, wenn ich nur nicht immer Recht haben müsste. Und Rishad, den habe ich auch schon das eine ums andere Mal verflucht. Der versucht aber auch immer wieder mich beim Handeln über´s Ohr zu hauen. Und … ja, es fällt mir echt noch viel mehr ein. Keine schöne Erkenntnis. Aber vielleicht ist die Erkenntnis ja schon der erste Schritt. Einsehen, dass etwas falsch ist. Das ist doch ungefähr wie Buße tun. Oder? Und Jesus vergibt das?! Einfach so.
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Das klingt wie eine Befreiung. An diesen Teil könnte ich mich gewöhnen. Und die Gemeinschaft an sich tut bestimmt auch gut: zusammen singen und beten, aufeinander hören und Sorgen teilen, zusammen kochen und essen.
Aber dafür alles aufgeben? Alles, was ich habe?
Mein Mann ist Feuer und Flamme. Er würde sich denen am liebsten sofort anschließen und sich taufen lassen. Aber mir macht die Vorstellung, alles zu teilen, ehrlich gesagt doch ein bisschen Angst. Was ist, wenn das Projekt dann scheitert? Wenn ich am Ende ohne alles dastehe? Und außerdem haben wir so hart geschuftet für das, was wir uns gemeinsam erarbeitet haben. Einfach teilen? Mit Menschen, die ich gar nicht kenne? Boahh, ich weiß nicht.
Mein Mann meint, dass könnte noch viel befreiender sein als Vergebung zu erfahren. Loszulassen. Sich wie neu zu fühlen, weil nichts uns bindet. Die tiefe Freude zu spüren, die Teilen mit sich bringt. Die Geborgenheit zu erleben in der Gemeinschaft. Ja, er war schon immer ein Idealist mein Mann. Bin mal gespannt, ob er mich am Ende auch noch überzeugt…
3. Stephanus (Apg 6+7)
März und April sind wunderbare Reisemonate, um das Heilige Land zu besuchen! Die Winterkühle ist auch in Jerusalem endlich vorbei und des Sommers Hitze noch fern. Ein klassischer Touristentag beginnt mit dem Ölberg, von dem man das wunderbare Panorama der Altstadt genießen kann: Tempelberg und Felsendom, die vielen Kirchenkuppeln und das Goldene Tor.
Dann läuft man den Berg hinunter ins Kidrontal, besucht den Garten Gethsemane und bestaunt die 2000 Jahre alten Olivenbäume, an denen Jesus in der Nacht vor seinem Tod gebetet haben könnte. Zur berühmten Altstadt muss man danach wieder etwas emporsteigen – und der Reiseführer weist auf ein kleines, immer geschlossenes griechisches Kloster hin, das an einer lauten Straßenkreuzung steht. Hier wurde der orthodoxen Tradition zufolge Stephanus gesteinigt: der erste Diakon und erste Märtyrer der Christenheit.
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„Diakonos“ bedeutet im Griechischen „Diener oder Helfer“ – es ist das erste Amt innerhalb der urchristlichen Gemeinde. Die Apostel setzen sie ein, um den Witwen zu helfen, sie ganz konkret mit Essen zu versorgen (Apg 6): damit begann der organisierte Dienst am Nächsten, den wir heute „Diakonie“ nennen.
„Martyreo“ heißt übersetzt „Zeugnis ablegen“ / „etwas bezeugen“ und das konnte in ganz verschiedenen Kontexten gebraucht werden. In der frühen Kirche wurden damit aber zunehmend die „Märtyrer“ bezeichnet, die als „Blutzeugen“ nicht vom Evangelium abließen, selbst, wenn sie mit dem Tod bedroht wurden.
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Stephanus wird uns als ein Mann „voll Glaubens und Heiligen Geistes“ beschrieben, der „Wunder und große Zeichen unter dem Volk“ tat. Das klingt gut, aber man klagt ihn an, denn er redet von diesem Jesus aus Nazareth, der doch an Karfreitag (zu Recht) hingerichtet worden ist. Das gefiel denen, die am Tempel das Sagen hatten, nicht und so stellten sie ihn vor ihr Gericht, wo er auftrat „und alle, die im Rat saßen, blickten auf ihn und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.“
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Ganz im Stil der großen Propheten hält Stephanus seine Verteidigungsrede (Apg 7) – angefangen bei Abraham und Mose, die Geschichte Gottes mit Israel würdigend und zu dem Ergebnis kommend: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt?“
Damit ist natürlich die Verfolgung Jesu gemeint und so „ging’s ihnen durchs Herz und sie knirschten mit den Zähnen“ über ihn. Er aber, voll Heiligen Geistes, sah auf und sprach: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Sie schrien aber laut und hielten sich ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.“
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Der Heilige Stephanus: 1. Diakon und 1. Märtyrer der Kirche
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Stephanus hilft den Bedürftigen, tut große Werke und bezeugt auch in der Verfolgung seinen Glauben. Dafür stirbt er und wird bis heute als erster Diakon und Märtyrer verehrt, besonders im Nahen Osten, wo Christinnen und Christen seit Jahrhunderten in vielen Ländern verfolgt werden. Man kann sich nur annähernd vorstellen, wie schlimm es in den letzten Jahren für sie beispielsweise im Irak oder in Syrien war. Und so bin ich tief beeindruckt von den Worten Amill Gorgis, der in Berlin lebt und Mitglied der Syrisch-Orthodoxen Kirche ist: „Stephanus ist für uns ein großes Vorbild, auch, weil wir nun seine Gedanken an die Verfolger mitdenken, nicht nur an die Verfolgten, sondern an die Verfolger, und dass Gott ihnen die Augen aufmachen möge. Bei allem, was wir an Verfolgung und an Grausamkeiten erleben – wir haben die Hoffnung, und wir dürfen auch diese Hoffnung nicht verlieren, dass Gott ihnen einen Moment schenkt, wo sie drüber nachdenken über ihre Taten und eine Umkehr erfahren.“ Stephanus hatte ganz in Jesu Nachfolge als letzte Worte gerufen: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!“ Und ich bin tief davon beeindruckt, dass ein Mitglied der so schlimm verfolgten syrisch-christlichen Gemeinschaft nun ebenfalls für die Verfolger bittet.
Das kleine, immer geschlossene Kloster, das in Jerusalem an dem Ort erbaut wurde, an dem Stephanus gesteinigt worden sein soll, wirkt sehr unscheinbar neben all den anderen eindrucksvollen Bauten und Gedenkorten der Stadt. Aber das Zeugnis des ersten Diakons und Märtyrers der Christenheit leuchtet noch heute. Hält uns in Erinnerung, dass die erste organisierte Aufgabe der Gemeinde die Fürsorge für die Nächsten war. Und lädt uns alle ein, darüber nachzudenken, zu welchem Zeugnis wir persönlich bereit sind. Hoffentlich werden wir nie wegen unseres Glaubens verfolgt werden. Aber: Wann erzählen wir anderen davon? Wen laden wir dazu ein? Wo geben wir „Zeugnis“ in Wort und Tat? Das sind große Fragen – und niemand muss erschrecken, wenn ihm oder ihr erstmal keine Antwort darauf einfällt. Doch der Anspruch steht: wir sind nicht ChristIn für uns selbst, sondern auch zum Zeugnis gerufen!
4. Simon der Magier (Apg 8)
Ein Zauber liegt in der Luft.
Wenn dieser Mann auftritt sind die Menschen wie gebannt. Simon muss ein Mensch mit besonderem Charisma gewesen sein, mit besonderen Fähigkeiten und einer unglaublichen Anziehungskraft… und einem besonderen Bedürfnis sehr wichtig zu sein. Er nannte sich selbst „der Große“ und verschaffte sich bei den Bewohnern der Stadt Samaria Bewunderung durch das was er tat und wie er auftrat. Man raunte von Magie, von Tricks und von einer besonderen Kraft. Alle, die einfachen Leute wie die Mächtigen, hörten ihm aufmerksam zu. Man sagte über ihn: „Er ist die ›Große Kraft‹ Gottes in Person.“
Dass sie ihm so aufmerksam zuhören, hat seinen Grund: Er hatte sie schon längere Zeit durch seine Zauberei regelrecht um den Verstand gebracht. Er war ein Meister der Betörung und Illusion. Sein Gewinn: Ansehen, Bewunderung der Massen und mit Sicherheit sehr viel Geld.
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Dieser Mann reitet also auf einer Erfolgswelle. Was sollte ihn zum Wanken bringen? Es tritt ein, womit er nie gerechnet hat: eine größere Kraft, als er sie ausstrahlt, tritt in sein Leben. Philippus, ein Jünger Jesu kommt nach Samaria, in seine Stadt! Er verkündet dort das Evangelium. Die Menschen sind auch von ihm gebannt. Noch mehr als von dem „großen Simon“. Er erzählt von der Liebe Gottes, von Vergebung der Sünden, von der Erlösung der Menschen durch Jesus Christus am Kreuz. Diese Botschaft wirkt. Sie ist so wirkmächtig, dass Menschen sich taufen lassen und sich zu Jesus bekennen.
Sogar Simon den Magier lässt die frohe Botschaft nicht unberührt. Es heißt: „Er wurde gläubig und ließ sich taufen“. Es muss eine eindrückliche Zeit für die Menschen in Samaria gewesen sein. Die Apostel predigen vollmächtig, im Geist Gottes stehend und es tritt ein, was Jesus angekündigt hat: Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch. (Mt 10,8)
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Simon ist Feuer und Flamme: Zeichen und Wunder – das ist doch genau seine Domäne. Über das, was er sieht „gerät er außer sich vor Staunen“. Das ist mehr als er vermag. Mehr auch als Tricks und Illusionen. Das ist echt: Menschen werden vor seinen Augen geheilt, Dämonen werden ausgetrieben – hier wirkt wahrhaftig eine große Kraft. Simon will das auch. Er will Teil sein, er will mitmachen und Wunder vollbringen. Richtige Wunder, keine Tricks mehr.
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Zeitgleich machen sich Petrus und Johannes auf den Weg, als sie hören, dass viele in Samaria zum Glauben gekommen waren. Sie möchten für die Menschen beten. Es heißt im Text, dass die Menschen zwar auf Jesus getauft worden waren, allerdings noch nicht den Geist empfangen haben. Die Apostel beten und legen ihnen die Hände auf. So empfangen die Menschen den Heiligen Geist. Es ist schwer vorzustellen, wie so etwas sichtbar geworden ist. Aber es muss klar zu sehen und zu spüren gewesen sein – Simon sieht mit seinen eigenen Augen, wie der Geist gegeben wird. Er kombiniert: wer den Geist hat, der kann Wunder vollbringen. Wer den Geist hat, hat Macht.
Er überlegt fieberhaft: wie kann ich dieses größte Wunder aller Wunder selbst vollbringen? Wie kann ich jemanden die Hände auflegen, so dass er den Geist Gottes empfängt? Er versucht, was ihm im ersten Moment logisch erscheint: ein Tauschgeschäft. Geld gegen Macht. „Hier, nehmt mein Geld“, sagte er zu Petrus und Johannes, „und erklärt mir, wie auch ich dieses Wunder bewirken kann“. Er will mit jeder Faser seines Seins wieder diese Größe in sich spüren. Er will andere wieder in Erstaunen versetzen können, will bejubelt werden, sich groß fühlen. Dafür ist er bereit viel von seinem Geld zu geben.
Petrus ist nicht begeistert von Simons Vorschlag. Im Gegenteil, erbost antwortet er ihm: „dein Geld fahre mit dir ins Verderben“. Gottes Gabe kann nicht durch Geld erlangt werden. Sie ist nicht käuflich, sie kann nur geschenkt werden. Simon muss harte Worte von Petrus über sich ergehen lassen: „Du hast weder Anteil an unserer Vollmacht noch ein Anrecht darauf. Denn im Grunde deines Herzens bist du nicht aufrichtig vor Gott!“ Was für ein erschütterndes Urteil. Hatte er nicht gerade zum Glauben gefunden und war getauft worden? Alles was er wollte, war ebenfalls den Geist geben zu können.
Petrus sieht das anders: für ihn ist Simon noch immer verstrickt in alte Muster von Machthunger und Geltungssucht. Ihm geht es nicht darum demütig und uneigennützig für Menschen zu beten und ihnen die Gabe des Heiligen Geistes zu ermöglichen. Er will eine Show daraus machen, die vor allem ihm zu Ehre dient. Das ist keine Nächstenliebe, sondern Egoismus – schlimmer noch, es ist der Versuch Gottes Geschenk an die Menschen, seinen Geist, zu instrumentalisieren.
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Im Laufe der Kirchengeschichte wurde “Simon der Magier” immer mehr als Scharlatan oder Zauberer abgestempelt und galt als Sinnbild eines “unchristlichen Verführers der Massen”. So soll er (das steht NICHT in der Bibel) Flugkunststücke vorgeführt haben (auf dem Bild natürlich von Teufeln getragen). Daraufhin intervenierte angeblich der Heilige Petrus höchstselbst und betete, dass dieses Treiben ein schnelles Ende fände: „Doch möge er nicht sterben, sondern bloß unschädlich gemacht werden und sich den Schenkel an drei Stellen brechen. Und Simon stürzte vom Himmel und brach sich den Schenkel an drei Stellen. Da warfen alle Steine auf ihn und gingen heim und vertrauten von nun an Petrus.“
Außerdem wurde mit “Simonie” im Mittelalter der Kauf von kirchlichen Ämtern bezeichnet, welchen Martin Luther scharf kritisierte.
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„Der Geist weht wo er will“, heißt es an einer anderen Stelle im Neuen Testament. Er lässt sich ohnehin nicht bezwingen oder benutzen – doch ihn sich für das eigene Ansehen zu Nutzen zu machen, ist für Petrus ein schweres Vergehen. „Tu Buße“, sagt er Simon, „und bitte den Herrn um Vergebung“.
Simon gibt sich geschlagen. Er erkennt wie falsch und böse sein Vorhaben war und bittet die Apostel, sie mögen Gott für ihn bitten, dass das Verderben nicht über ihn komme.
Ich hoffe, er hat das dann ernst gemeint.
5. Paulus (Apg 8 und 9)
Vom Saulus zum Paulus.
Saulus ist ein energischer Mann. Mehr noch, er ist fürchterlich jähzornig. Im Auftrag der Pharisäer bekämpft er die christliche Gemeinde in Jerusalem: Stephanus lässt er steinigen, verwüstet die Gemeinderäume, lässt Frauen und Männer verhaften. (Apg 8,1–3) Als sein Auftrag dort erledigt ist, wird er nach Damaskus geschickt. Auch dort sollen sich die Jesusanhänger festgesetzt haben. Nun ist Zeit, dort aufzuräumen.
Mit einigen Soldaten macht sich Saulus auf den Weg. Noch immer „schnaubte er mit Drohen und Morden gegen die Jünger“, weiß die Apostelgeschichte zu berichten.
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Wie hätte er anders handeln können als diese Menschen zu bekämpfen? Er weiß schließlich, dass sie gefährlich und gotteslästerlich sind. Er hatte die Schriften studiert und kannte die Prophetenworte, die seit Generationen zitiert wurden. Nichts darf verändert, kein i-Punkt darf vom Gesetz weggenommen werden. Außerdem ist er ja in offiziellem Auftrag unterwegs. Von höchster Stelle ist ihm dieser Befehl erteilt worden. Saulus – das heißt übrigens der Begehrte – kommt diesem Befehl nur zu gerne nach.
In seine Empörung noch ganz vertieft, ist er gerade auf dem Weg nach Damaskus, da blendet ihn ein helles Licht. So hell, dass er nichts anderes mehr sieht. Er stürzt zu Boden und hört eine Stimme: Ich bin Jesus. Warum verfolgst du mich? Saulus ist bis in seinen Kern erschüttert. Dieses Licht war nicht nur einfach hell. Es war, als wenn es durch ihn hindurch scheinen würde und sein Inneres verbrennen würde. Und diese Stimme! Es war nicht nur einfach eine Stimme, die aus dem Nichts kam. Es war eine mächtige, kraftvolle Stimme.
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Er weiß sofort: das ist die Stimme der Wahrheit. Es bedarf keinerlei Nachfragen oder Nachforschungen. Diese Stimme und ihr Ursprung waren größer und wahrhaftiger als jeder Führer der Pharisäer, als jede noch so lang gewachsene Überzeugung. Das spürt er. Saulus wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Er kann sich nicht mehr orientieren: einmal, weil er erblindet ist und zum anderen, weil sein komplettes Weltbild gerade eingestürzt ist, seine Legitimation, seine Wut, sein Eifer.
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Der eifrige und wortgewandte Saulus wird von der Straße aufgesammelt und in ein fremdes Haus geführt. Er muss sich auf die Fremden verlassen, die nun um ihn sind. Die, die er bisher bekämpft hat, die Christen, kann er nicht mehr sehen, er hört aber, was sie zu sagen haben. Er hört von der Botschaft, die die Jünger von Jesus Christus verbreiten, er hört Jesus selbst reden. Nach drei Tagen Blindheit ist Saulus ein anderer Mensch geworden. Die neue Botschaft hat ihre Bedrohlichkeit verloren. Er beginnt sein Wissen um die alten Schriften mit dieser Botschaft zu verknüpfen und er begibt sich mit Gott auf einen neuen Weg.
Die Apostelgeschichte nennt ihn ab jetzt nur noch Paulus, der Geringe, unter diesem Namen kennen wir ihn besser.
Seinen Eifer legt er jedoch nicht ab. Im Gegenteil. Nachdem er sich von dem Mann, der ihn blind und hilflos aufgenommen hat, taufen ließ, beginnt er eifrig zu reisen, zu predigen und Gemeinden zu gründen, statt sie zu zerstören. Er schreibt Briefe, die tiefgründige theologische Abhandlungen mit praktischem Gemeindeleben verbinden. Er schöpft dabei viel aus seiner jüdischen Identität.
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Seinen neuen Namen trägt er weiter, er macht ihn zum Programm: er will sich nicht mehr erheben, sich selbst in den Mittelpunkt der Begierde stellen. Er will in Demut dienen und ein Werkzeug Gottes sein, durch das sein Reich in der Welt gebaut wird. „Wenn ich mich denn rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen.“, schreibt Paulus im 2. Korintherbrief. Während seines Dienstes in den Gemeinden will er nicht von den Spenden und Gaben der Christen leben, er arbeitet weiter in seinem Beruf als Zeltmacher, um sein tägliches Brot zu verdienen. Seine Demut ist nicht nur Teil eines neuen „christlichen Wesens“, sondern hat bei Paulus einen mächtigen Hintergrund: die erbarmungslose Verfolgung der Christen, die durch seine Hand geschehen ist, kann er nicht mehr rückgängig machen. Er weiß, was er denen, die ihn aufgenommen haben, zugefügt hat. Deshalb dient er ihnen einmal mehr in Demut.
Ein Eiferer ist er geblieben, aber er hat gelernt, sich nicht mehr ganz so wichtig zu nehmen. Seine zupackende Art, seine Begabung zu lehren und Veränderung herbeizuführen wird nun von der Botschaft der Liebe und dem Lob des „Schwachsein-Könnens“ grundiert. Gott nimmt ihn mit allen seinen Charakterzügen auf – auch mit den vielleicht allzu eifrigen. Paulus kämpft noch immer. Bis zu seinem Tod. Nicht mehr gegen Christus. Sondern für ihn.
6. Lydia (Apg 16:11-15)
Was für eine Frau! Lydia.
Lydia, die als erste in Europa zum chrislichen Glauben kam und daraufhin die erste Gemeinde in Europa gründete.
Lydia, die sehr gut wusste, was sie wollte.
Ich will euch ein bisschen von ihr erzählen…
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Lydia war eine entscheidungsfreudige und furchtlose Frau, die offenbar daran gewöhnt war, das zu bekommen, was sie wollte. Oder die zumindest dafür kämpfte.
Sie stammt ursprünglich nicht aus Philippi, sondern aus Thyatira in Lydien, einer Region in Kleinasien. Sie ist somit eine Immigrantin und in Philippi nur zugezogen. Vielleicht wegen ihres Berufes. Lydia ist selbständige Unternehmerin: Purpurhändlerin. Sie handelt mit Purpurstoffen, einer echten Luxusware. Purpur ist die Farbe der Macht. Die Oberschicht trägt sie, um ihren Reichtum zu zeigen. Deswegen hat sich Lydia wahrscheinlich in Philippi niedergelassen, denn dort gab es eine große Oberschicht, die sich ihre Produkte leisten konnte. Lydia selbst könnte man wahrscheinlich zur „Mittelschicht“ rechnen. Sie ist keine römische Bürgerin und hat damit weniger Rechte, aber sie muss über ein gewisses Vermögen verfügen, um ihr Geschäft zu finanzieren. Sie ist eine freie Frau. Und sehr wahrscheinlich alleinstehend, denn sie steht einem eigenen Haushalt vor, in den sie Paulus und seine Begleiter einlädt.
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Lydia wird als gottesfürchtige Frau vorgestellt. Sie stand also dem Judentum nahe, hat sich an viele jüdische Glaubens- und Lebensregeln gehalten, ohne vollständig zum Judentum übergetreten zu sein. Mit den Frauen traf sie sich am Fluss um zu beten. Inmitten von spielenden Kindern, herumstromernden Hunden und patrouillierenden römischen Soldaten.
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Und plötzlich taucht Paulus dort auf!
Von Lydia wird nun erzählt, dass der Herr ihr das Herz öffnete, so dass sie die Worte des Paulus gerne aufnahm. Im Anschluss daran lässt sie sich taufen. Sich selbst und alle, die in ihrem Hause lebten.
Leider verrät uns die Apostelgeschichte nicht, was Paulus denn Lydia und den anderen Frauen erzählt. Welche Worte findet Paulus, die Lydia so ins Herz treffen, dass sie sich zu Jesus Christus bekennt? Was überzeugt sie so völlig? Was berührt sie?
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Lydia erkennt die Sprengkraft und das befreiende Potential der christlichen Botschaft und öffnet ihr Herz. Und ihr Haus. Sie wird Gastgeberin – zuerst für Paulus und seine Begleiter, später dann für die christliche Gemeinde in Philippi. Von dort breitet sich die Botschaft weiter aus. Die befreiende Botschaft, dass es in Christus keine Unterschiede und keine Unterordnung gibt. Dass Frauen Gemeinden leiten und andere mit ihrem Glauben anstecken können. Dass es sich lohnt, mutig zu sein. Und dass die Liebe Gottes größer ist als unsere Herzen und unsere Vernunft.
7. Der Seher Johannes (Apokalypse / Offenbarung)
Das letzte Buch der Bibel, die Apokalypse (oder „Offenbarung“) des Johannes war von Anfang an umstritten und Teile der frühen Kirche lehnten sie ab. Noch heute fragen sich Bibelleserinnen und -leser, was es damit wohl auf sich habe und manchem Pastor / mancher Pastorin treibt es Schweißperlen auf die Stirn, wenn er oder sie einen Text daraus am Sonntag predigen soll.
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In der Kunst und sogar im allgemeinen Sprachgebrauch, sind die kräftigen Bilder, die darin entworfen werden, dagegen gerne aufgegriffen worden: Man spricht von einem „Buch mit sieben Siegeln“, das „1000 jährige Reich“ wurde von den Nazis als Ausdruck ihres wahnsinnigen Herrschaftsanspruchs gebraucht und „666“ gilt in vielen Kreisen als dämonische oder teuflische Zahl. Viele Darstellungen vom Jüngsten Gericht, von Christus als dem Lamm Gottes und über die „Schrecken der Endzeit“ sind von der Johannesapokalypse inspiriert.
Hier soll aber nicht auf die einzelnen Motive eingegangen, sondern allgemeiner gefragt werden: Welche Bedeutung hatte dieser Text für die frühe Christenheit? Bei aller Unklarheit über die Interpretation der vielen Bilder und Anspielung und bei der Unsicherheit, wer denn dieser „Johannes“ eigentlich war, herrscht nämlich Einigkeit darüber, dass die Apokalypse auf eine große Herausforderung reagiert.
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2 der Sprachbilder der Johannesapokalypse: “das Lamm” auf dem “Buch mit sieben Siegeln”.
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Mutige Menschen hatten den christlichen Glauben im östlichen Mittelmeer-Raum verbreitet. In den vorigen Folgen war davon zu lesen, mit welchen Widerständen sie dabei kämpften und wie sie sich persönlich einsetzten. Der Erfolg war beeindruckend! Aus der kleinen Gruppe der „Jesus-Gemeinde“, religions-soziologisch kann man von einer jüdischen Sekte sprechen, waren zahlreiche Gemeinden in unterschiedlichen sozialen Milieus auf drei Kontinenten entstanden. Das führte zu Konflikten mit den Synagogengemeinden und letztlich auch mit den römischen Autoritäten, die dem Judentum zwar einen gewissen Sonderstatus zubilligten, ansonsten aber verlangten, dass man sich dem Kaiserkult unterwarf.
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Zumindest lokal kam es seit dem Ende des ersten Jahrhunderts immer wieder zu regelrechten Verfolgungen der christlichen Gemeinden durch die staatlichen Autoritäten. Auch wenn dabei heute vieles nicht mehr nachvollziehbar ist, scheint ein gewichtiger Grund sicher: Christinnen und Christen weigerten sich, den Kaiser anzubeten. Viele gingen lieber in den Tod – die Hochachtung der Märtyrer hat hier ihren historischen Beginn.
Johannes ruft trotzdem nun dazu auf, nicht klein beizugeben. Er selbst ist im Widerstand und sieht einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen dem Imperium Romanum und dem Reich Christi. Scheinbar waren die Strafen zu seiner Zeit nicht ganz so drastisch, denn er lebt „nur“ in Verbannung. Ein gewisses Arrangieren mit den gesellschaftlichen Forderungen oder eine Fortführung des Glaubenslebens im Verborgenen bei scheinbarer Anerkennung der römischen Religion lehnt er entschieden ab. In mythisch und symbolisch verschlüsselter Sprache spricht er über erlebte (oder über für die Zukunft zu befürchtende) Verfolgungen der ChristInnen. Die BibelwissenschaftlerInnen sind uneins darüber, ob er auf Grundlage dieser schreibt, oder ob er sie als Zukunftsvision entwirft, um die Gemeindemitglieder heute davor zu warnen, sich zu sehr auf „die Welt“ einzulassen.
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Die Bilder sind jedenfalls gewaltig: Naturkatastrophen und himmlische Schreckenswesen vernichten die auf Erden existierende Macht und nur wer sich zu Christus bekennt, wird am Ende gerettet daraus hervorgehen. Bei allen Unklarheiten in der Interpretation der drastischen Szenen ist relativ sicher, dass das Römische Reich als teuflisch angesehen wird und Johannes ihm den sicheren Untergang ansagt: „Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis und wird ausziehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, und sie zum Kampf versammeln. Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
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Nicht nur Kunst und Sprache haben sich oft auf „Johannes den Seher“ bezogen, sondern auch religiöse Gruppen, die den Gegensatz zwischen „Glauben“ und „Welt“ stark machen wollen oder denen die Erwartung eines nahen (und schrecklichen) Endes wichtig ist – zum Beispiel die Adventisten oder die Zeugen Jehovas. Allgemein spielt aber die Hoffnung des Johannes´ noch heute eine wichtige Rolle und seine Vision vom himmlischen Jerusalem gehört genauso zu den schönen Bildern, die Menschen seit Generationen Trost geben, wie seine Worte: „und Gott wird abwischen alle ihre Tränen und das Leid und der Tod werden nicht mehr sein.“
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In alten wie neuen Darstellungen wird die Apokalypse beschrieben: früher meist nahe am Text des Johannes´ heute eher von Umwelt-, Atom- oder Meteoriten-Katastrophen inspiriert.
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Ich möchte Johannes zustimmen: Ohne Zweifel ist es so, dass der Glauben auch Konsequenzen für das Leben „in der Welt“ hat und ChristInnen nicht „alles“ mitmachen wollen und sollen. Und ich freue mich, wenn seine Texte den Brüdern und Schwestern, die um ihres Glaubens Willen verfolgt werden, Kraft gibt. Aber – und da formuliere ich Widerspruch: Jesus hat sich weniger über Kampf oder die Ablehnung der ihm skeptisch oder feindlich Gesinnten definiert, sondern ist auf alle zugegangen. Er hat das Gespräch gesucht und argumentiert. Er hat geheilt, vergeben und versöhnt und weniger gedroht, sich abgegrenzt oder verdammt. Das Christentum hat eine sehr radikale Seite und von Zeit zu Zeit kehrt diese aus gutem Grund stärker hervor, aber die Liebe als Fundament sollte darüber niemals vergessen werden.