Ferien-Post am 03. Februar 2021

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

diese Ferienausgabe der Hauspost ist dem ATEM gewidmet. Mit ihm geht es ganz am Anfang los, am Anfang des Lebens und am Anfang der Welt. Und bis zum letzten Atemzug lassen wir die Luft durch uns durch fließen und strömen – oft unbewusst, manchmal mit hoher Geschwindigkeit, andermal ganz ruhig und entspannt.

Wir laden euch außerdem zu einer Entspannungsübung ein und wir begrüßen den neuen Pfarrvikar und seine Familie. Immer wieder wird zudem der Schweizer Theologe und Dichter Kurt Marti in dieser Ausgabe zitiert – er wäre am vergangenen Sonntag (31.1.) 100 Jahre alt geworden. Viel Spaß beim Lesen!

  1. Angedacht: Eine verrückte Bauidee
  2. Atem-Übung und Entspannung
  3. Informationen aus der Versöhnungsgemeinde
  4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

1. Andgedacht: Eine verrückte Bauidee

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Welch eine verrückte Bauidee,

alles Leben just auf Atem, auf flüchtigen Hauch zu gründen.

Ein “Fundament”,

das keiner der Anforderungen- nicht einer einzigen!- genügt,

die an Fundamente gestellt werden müssen.

Dennoch, es lebt noch immer,

das Haus aus Hauch.

Kurt Marti

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Wahrscheinlich stammt sie aus dem Alten Ägypten – die Idee, dass Gott das Leben „einhaucht“. Psalm 104 sagt es so: „Du, Gott, sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Gesicht der Erde. Nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder zu Staub.“

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Vielleicht war es aber auch schon im Altertum überaus eindrücklich, wie bei der Geburt plötzlich ein neues Wesen zum Vorschein kam und mit dem ersten Schrei den Atem durch die Lunge strömen lässt und das Leben auf Erden beginnt. Im zweiten Schöpfungsbericht betätigt Gott sich als Töpfer-Schöpfer, formt die Menschen und „haucht in seine Nase Atem des Lebens“ (Genesis 2,7) – die Geburt der Menschheit.

Eine verrückte Idee, sagt Kurt Marti in seinem Gedicht: das Leben just auf so ein flüchtiges Fundament zu setzen. Und so „gleicht der Mensch einem Hauch, seine Tage sind wie ein flüchtiger Schatten.“ (Psalm 144,5)

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Im Alten Ägypten gab es die Vorstellung, dass die Götter den Menschen den Lebensatem (symbolisiert durch das ankh – “Kreuz mit Bogen”) einhauchen.

Unstet – wie unser Atem der mal schnell und mal langsam geht.
Gefährdet – weil uns manchmal vor Schreck oder vor Krankheit (COVID), die Luft ausgeht.
Erleichtert – mit einem tiefen Ausatmen fällt so viel ab.
Wild, erschöpft, entspannt, durcheinander, sportlich hochfrequent, extatisch, … unser Atem und unser Leben.

Vielleicht entspricht die „verrückte Bauidee“ dem Leben mit all seinen Wandeln viel besser, als ein statisches Fundament. Es fließt und nicht immer so, wie man das selbst geplant hat oder wie es den „Anforderungen- nicht einer einzigen!-“ entspricht.
Welch Geschenk war die Luft nach dem Regen am Wochenende.
Welch großes Aufatmen, nach so langem Eingeschlossensein wieder am Meer zu stehen.
Welch erleichtertes Aufatmen als die Behandlung erstmal vorbei war.

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Wie eklig schmeckt die Luft manchmal im Smog.
Wie bleibt einem die Luft weg angesichts solcher Vorwürfe.
Wie ringt man um Atem, wenn man so etwas hört.
Wie komme ich überhaupt nicht zur Ruhe und merke das an meinem unsteten Atmen.

Manche sagen, auch der Glaube lasse sich mit dem Atem vergleichen. Mal fließt er und mal stockt er. Mal ist er einfach da und manchmal scheint er weit weg. Irgendwie selbstverständlich und doch etwas Besonderes.

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Glaube und Atem verbinden uns mit der Schöpfung und mit dem Schöpfer. Können beleben und schwerfallen. Sind mehr Prozess als Tatsache – viel Hauch und trotzdem Fundament. Das Fundament unseres Lebens, das Gott uns schenkt. Mit jedem einatmen und ausatmen etwas von der Fülle ahnen. In jedem Atemstocken und -hüpfen, die Kontinuität spüren. Sich getragen wissen von diesem wunderbar beweglichen Fundament. Einatmen und Ausatmen. Gott ist da. In dir und um dich. Mit jedem Atemzug. Welch Schöpfungsfreude!

 

2. Atem-Übung und Entspannung

Gut ist es, zwischendurch mal inne zu halten und auf den eigenen Atem zu achten. Ob er gepresst ist oder fließen kann. Ob er rast oder zur Ruhe kommt. Wichtig ist es, zwischendurch mal tief aus und auf zu atmen. Sei es im Alltag oder jetzt in den Ferien. Das tat auch Gott: „am siebten Tag aber hat er geruht und Atem geschöpft.“ (Exodus 31,17)

Wir laden euch daher ein, euch Zeit zu nehmen zum Durchatmen und Entspannen. Das kann am Strand sein oder auf der Isomatte am Zeltplatz, an einem ruhigen Plätzchen in den Bergen oder in den eigenen vier Wänden. Gerade für alle, die nach diesem anstrengenden Jahr nicht rauskönnen oder wollen, ist es umso wichtiger zu schauen, wie wir in unserer eigenen immer gleichen Umgebung für Entspannungsmomente sorgen.

Anleiten wird euch dabei Patricia Krahmer, sie ist Yogalehrerin und der Gemeinde eng verbunden. Ihre Tochter Catalina wurde im letzten Jahrgang hier bei uns konfirmiert und Raimundo ist im aktuellen Jahrgang. Wir danken Patricia von Herzen für ihre tolle Anleitung und die Möglichkeit, uns Entspannung zu bereiten!

Und jetzt nur noch einen bequemen Ort suchen oder Stuhl / Matte bereithalten und klicken!

Respiración:

Relajación:

 

3. Informationen aus der Versöhnungsgemeinde

Nächste Gottesdienste

Am Sonntag ist unsere Versöhnungsgemeinde im Rahmen des “Ferien-Programms” für den gemeinsamen Gottesdienst der IELCH-Gemeinden verantwortlich: 07. Ferbuar, 11 Uhr, per Zoom, auf Spanisch und mit Pastora Nicole.

Da Las Condes wieder in “Phase 3” zurückkehrt, ist auch eine Wieder-Aufnahme der “Gottesdienste im Garten” denkbar. Noch sind aber nicht alle Kommunen, in denen regelmäßige GottesdienstteilnehmerInnen wohnen, in Phase 3 und andere finden es gerade in der Ferienzeit gut, auch am Strand oder anderswo “Gottesdienst zu Hause” feiern zu können. Wir sind also noch am Überlegen und freuen uns über eure Gedanken dazu!

 

Willkommen

Die Versöhnungsgemeinde bekommt einen Pfarrvikar – welch Freude! Was das ist und wer da kommt – das schreibt euch Familie Altvater selbst (siehe Folgetext). Am Sonntag, den 14. Februar werden sie in Santiago landen und dann ein Jahr in unserer Gemeinde mitwirken. Wir heißen die junge Familie ganz herzlich willkommen und wünschen Lukas für seinen Dienst in unserer Gemeinde und allen Vieren für ihre Zeit in Chile Gottes Segen.

„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt“, heißt es in einem alten Lied. Dass wir diese Zeilen persönlich nehmen, hat uns letztendlich auf einen Weg gebracht, der uns bald weit weg aus unserer deutschen Heimat führt: nach Chile.

Nach dem zweijährigen Vikariat, der praktischen Ausbildung nach dem Studium der Theologie, gibt es die Möglichkeit das Auslandsvikariat anzuschließen. Gerade frisch zum Pfarrer ordiniert, darf ich für ein Jahr bereits erfahrene Pfarrerinnen und Pfarrer im Ausland bei den Gemeindeaufgaben begleiten und lernen wie evangelische Gemeinden auf einem anderen Kontinent funktionieren.

Für meine Frau und mich war es immer ein Lebensziel im Ausland zu leben – diese Chance wollten wir uns also nicht entgehen lassen. Offen standen uns weltweit viele der deutschen Auslandsgemeinden. Dass wir nun nach Chile ziehen werden, eines der kulturell reichsten und landschaftlich vielfältigsten der Welt, ist eine riesige Freude für uns.

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Als gebürtiger Hesse habe ich mich nach meinem Wehrdienst bei der Marine ans Studium der evangelischen Theologie begeben und lebte hierfür in Erlangen, Aberdeen in Schottland und Heidelberg. Neben langen Wanderungen liebe ich Heavy Metal, scharfes Essen und hin und wieder einfach mal eine Nacht in der freien Natur zu verbringen.

Meine Frau Johanna stammt aus Lörrach in Baden-Württemberg. Wir kennen uns aus dem Studium in Erlangen, wo sie Nahost- und Politikwissenschaften studierte. Mir voraus hat sie ihre Spanischkenntnisse, die sie sich als Kind aneignen konnte, als sie mit ihrer Familie in Buenos Aires lebte.

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Familie Altvater – hier noch im heimischen Hessen, bald schon aber bei uns in Santiago

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Geheiratet haben wir Anfang 2018, dann ging es ins Vikariat zurück in meine Heimatlandeskirche. Hier verbrachten wir die letzten Jahre in Oberissigheim, einem kleinen Dorf nahe Frankfurt. In Hessen wurden auch unsere zwei Kinder geboren: Margarete ist eine redselige rotblonde 2-Jährige und Georg, gerade acht Wochen alt.

Wir freuen uns ab Mitte Februar unser Familienabenteuer Chile starten zu können und ein Jahr lang in der Congregación La Reconciliación mitarbeiten und mitleben zu können. Die Gespräche mit den pastores Nicole und Johannes haben viel Lust auf die Arbeit in der Gemeinde gemacht. Besonders spannend finden wir, dass chilenische und deutsche Kultur und Sprache in der Congregación La Reconciliación zusammenfinden.
Es ist klar, dass Corona so manches verändert und dass direkter Kontakt je nach Phase nicht immer möglich ist – trotzdem war uns die Aussicht Sie alle zu treffen, kennenzulernen und in der Gemeinde mitzuarbeiten mehr als genug Motivation auf diese Zeit hinzuarbeiten.

Die letzten Tage hier in Deutschland verbringen wir mit der Organisation der Einlagerung unserer Möbel, mit Spanischlernen und dem Vorfreuen auf die zwölf spannenden Monate, die nun vor uns liegen.

 

4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

Das Gebet:

Da du alles schon weißt,
mag ich nicht beten.
Tief atme ich ein,
lange atme ich aus.
Und siehe: Du lächelst.
(Kurt Marti: „Ungebet“)

 

Der Vers:

Und ich will meinen Odem in euch geben, dass ihr wieder leben sollt,
und will euch in euer Land setzen, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin.
(Hesekiel 37,14)

 

Der Spruch:

 „Gott atmet in dir mehr als du selbst.“
Kurt Marti

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