Gottesdienst zu Hause: 21. März 2021

In der Passionszeit, den Wochen vor Ostern, denken wir besonders an Jesu Worte und Taten, an sein Leiden und Sterben – und die Schrecken von Dornenkrone und Kreuz scheinen auch heute noch für Menschen ganz real zu sein: der Krieg in Syrien dauert nun schon 10 Jahre und kein Ende ist abzusehen. Bei der Bekämpfung der Pandemie gibt es hoffnungsvolle Fortschritte, aber auch hier halten Leiden und Sterben, Verzweiflung und Frustration an.

Das sind nur zwei Beispiele, weswegen es naheliegen kann, mit dem Psalm des Sonntags zu rufen: „Warum muss ich so traurig gehen? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten!“ Die Frage und dieser Ruf können nicht nur aus tiefstem Herzen kommen, sondern auch tief in das eigene Verhältnis zu und das eigene Verständnis von Gott führen. Dieser Spur folgen wir im heutigen „Gottesdienst für Zuhause“, den ihr wie immer so abändern, ergänzen und feiern könnt, wie es für euch passt.

 

Vorschlag für einen Haus-Gottesdienst am 21. März 2021

 

Hier könnt ihr die Glocke aus unserer Kirche “Zum Guten Hirten” hören:

 

Musik zum Eingang: Präludium in G-Moll (J.S.Bach, gespielt von Mateo)

 

Votum

Wir zünden eine Kerze an und versammeln unsIm Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens, im Namen Jesu Christi, dem Grund unserer Hoffnung und im Namen des Heiligen Geistes, der Kraft, die uns belebt und erneuert. Amen.”

 

Psalm 43

Es folgt der Text, ihr könnt dazu das Audio starten und mit Annika und Andreas mitsprechen:

 

B: Gott, schaffe mir Recht /
und führe meine Sache wider das unheilige Volk
und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

A: Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?

B: Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich dränget?

A: Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,

B: dass ich hineingehe zum Altar Gottes, /
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

A: Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
 
B: Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

ALLE: Amen.

 

Kollektengebet:

Gott, du Trösterin unseres Lebens, wir sind vor dir versammelt als deine Kinder.
Versammelt an verschiedenen Orten – und doch vereint im Gebet und in der Gemeinschaft: mit dir und unseren Mit-Geschwistern.
Wir suchen Geborgenheit und Halt,
wir wollen danken und Freude teilen,
wir wünschen uns Hoffnung und Sicherheit in dieser so aufwühlenden Zeit.

Komm zu uns, Gott, komm in unser Haus!
Erfülle unsere Herzen und Köpfe!
Hilf uns, aufmerksam für deine Anwesenheit zu sein.
Gib uns Luft zum Singen und gute Ohren für deine Botschaft.

Dass bitten wir dich
Durch deinen Sohn Jesus Christus,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

 

Lied: Herr, der du vormals hast dein Land (EG 283,1-4)

 

Schriftlesung: Hiob 19,7-27 (in Auszügen, eingelesen von Alexander)

 

Gedanken:

Die Reflexion ist heute auf Spanisch. Ihr könnt sie hier hören:

Alternativ oder ergänzend könnt ihr auch über folgende Fragen nachdenken:

Im Bibeltext klagt Hiob über seine kaum auszuhaltende Situation. Wie in manchen Psalmen klagt er dabei nicht nur bei Gott sein Recht ein (vgl. z.B. oben Psalm 43: “Gott, schaffe mir Recht!”), sondern Gott wird selbst zum Angeklagten. Hiob erlebt ihn als „Wortbrüchigen“ (Hiob 10,3.8f.; 16,11; 30,20), „Raubtier“ (10,16) und sogar als “sadistischen Menschenquäler“ (7,13–15; 9,23; 10,10; 16,13; 30,11.22).
– Wie kommt dir das vor: Gott so zu bezeichnen, zu beschimpfen, anzuklagen?
– In welchen Situationen könnte das gerechtfertigt sein?

Hiob und die Psalmen nehmen Gott Ernst – im Dank für gute Tage, aber auch im erfahrenen Bösen. Gott möge seine Verheißungen wahrmachen! So soll es nicht weitergehen! Alternativ suchen die Freunde von Hiob die Schuld bei den Menschen (wird schon irgendeinen Grund geben, warum er so “bestraft” wird), andere beschreiben Gott als über allem schwebend und unserem Verstehen entzogen – das Leiden wird schon “irgendeinen Sinn haben”.
– Entspräche das der christlichen Lehre, nach der Jesus selbst leidet?
– Welches Menschenbild steckt hinter diesen beiden “Erklärungen”?

Überraschend endet Hiobs Klage (wie auch viele Psalmen) mit einer Art “Gewissheit gegen alle Erfahrungen”, dass es am Ende gut gehen wird und begründete Hoffnung besteht: “ich weiß, dass mein Erlöser lebt und sich über den Staub erheben wird. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen.” Manche sagen, dass dieses Festhalten an (einem vielleicht verborgenen) Gott, in manchen Situationen die einzige Möglichkeit zum Überleben ist.
– Kannst du das nachvollziehen?
– Welches Bild von Gott entsteht am Ende?

 

Lied: Holz auf Jesu Schulter (EG 97,1.2.4.6)

1.) Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht,
Ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht.
Kyrie eleison, sieh wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

2.) Wollen wir Gott bitten, dass auf unsrer Fahrt
Friede unsre Herzen und die Welt bewahrt.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

4.) Wollen wir Gott loben, leben aus dem Licht.
Streng ist seine Güte, gnädig sein Gericht.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

6.) Hart auf deiner Schulter, lag das Kreuz, o Herr,
Ward zum Baum des Lebens, ist von Früchten schwer.
Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehn.
Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

 

Fürbitten:

Verborgener Gott,
den es nicht gibt, wie es „etwas“ geben kann,
du bist nicht dort, wo wir dich zu wissen meinen.
Doch geschiehst du, auch wenn wir dich vermissen:

Erweise deine Nähe,
wo nichts und niemand mehr nah ist,
wo es nichts mehr zu hoffen gibt,
wo Lebensgerüste zerfallen.

Erweise deine Nähe,
wo Worte und Verstehen enden,
wo das Wort „Gott“ nichts mehr sagt,
wo der Glaube ins Offene fällt.

Erweise deine Nähe,
wo das Elend zu groß ist, um es zu begreifen,
wo das Dunkel ohne Widerspruch regiert,
wo die tiefe Nacht alle Gewissheiten raubt.

Erweise Deine Nähe,
wo der Tod den Abschied von allem fordert
und Menschen zwingt,
sich selbst zu verlassen.

Erweise Deine Nähe,
wo du fern scheinst,
bei denen, die sich selbst überheben,
die Andere dem eigenen Vorteil opfern,
die keine Gnade und keine Vergebung kennen.

Erweise Deine Nähe,
wo Menschen selbstlos lieben und das Gute tun,
wo Dankbarkeit die Herzen erfüllt – auch über geglückte Halbheiten,
wo ein Tag beginnt und endet unter deinem Segen.

Verborgener Gott,
du fehlst uns
und wir ahnen doch,
dass du uns näher bist, als wir es fassen.

So werden wir still vor dir und bringen vor dich, was uns heute bewegt:

Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt
und als der letzte wird er sich über den Staub erheben.
Ich selbst werde ihn sehen,
meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder.
Mit Hiobs Hoffnungs-Worten auf der Zunge beten wir
wie Christus uns gelehrt hat:

Vater unser …

 

Segen

 

Nächstes Wochenende ist schon Palmsonntag und dann beginnt die Karwoche. Es wird wie im letzten Jahr eine digitale Vorbereitung und Feier des Osterfestes werden. Wir haben schon verschiedene Ideen und freuen uns darauf! Mehr Infos dann in der Hauspost am Mittwoch.

Am kommenden Donnerstag (25.3.) findet der erste Abend unseres neuen Kurses für Erwachsene statt. Man kann sich insgesamt anmelden (mehr Infos HIER) oder auch nur nach Interesse mitmachen – dieses Mal wird es um Martin Luther und die Reformation gehen: 20 Uhr, herzliche Einladung!

Auch in diesen Zeiten sind wir auf eure Mitgliedsbeiträge, Spenden und Kollekten angewiesen! Da wir jetzt nicht den Klingelbeutel rumgehen lassen können, würden wir uns um so mehr über eure Überweisungen freuen – bitte beachtet das neue Konto bei der BICE! Hier geht es mit einem “klick” zu unseren Kontodaten. Danke für die treue Unterstützung unserer Gemeindearbeit!

 

Musik zum Ausgang: C-DUR Trisonate (gespielt von Mateo)

 

Kerze ausblasen und sich einen gesegneten Sonntag wünschen 😉

Wer mag, kann nochmals die Glocke “schlagen”:

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