Draußen ist nun wirklich Winter in Santiago mit Schnee auf den Anden und morgendlichem Frost. Im Kirchenjahr ist Trinitatis-Zeit. Die Fülle des Handelns Gottes wird an den verschiedenen Sonntagen mit unterschiedlichen Beispielen entfaltet.
Heute rückt der Predigt-Text ein 500€-Schein-Wort in den Mittelpunkt: die Gnade. Für beide gilt: Schön zu haben, aber im Alltag manchmal schwer zu verwenden. Man muss erstmal jemanden finden, der einem beim Eiskaufen auf 500€ raus geben kann. Man muss erstmal überlegen, was das in der Kirche so gern benutzte Wort Gnade eigentlich konkret bedeutet.
Viel Spaß mit dem Vorschlag für einen Gottesdienst zu Hause. Diesmal mit einer Predigt auf Spanisch und Gedanken zur gemeinsamen Reflexion, Gebeten und Liedern auf Deutsch. Natürlich könnt ihr wie immer so variieren und abändern, wie es euch gefällt…
Vorschlag für einen Haus-Gottesdienst am 28. Juni 2020
Hier könnt ihr die Glocke aus unserer Kirche “Zum Guten Hirten” hören:
Musik zum Eingang: Gott, gib uns Ohren (Camila und Elisa)
Wir zünden eine Kerze an und versammeln uns “Im Namen Gottes, der Quelle unseres Lebens, im Namen Jesu Christi, dem Grund unserer Hoffnung und im Namen des Heiligen Geistes, der Kraft, die uns belebt und erneuert. Amen.”
Wir beginnen heute mit einem ganz klassischen Lied: Liebster Jesu, wir sind hier (Evangelisches Gesangbuch 161 – ein Video mit eingeblendetem Text findet ihr fortfolgend).
Psalm 103 (1-5.8-12.22)
Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
Lobet den HERRN, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den HERRN, meine Seele!
Gebet:
Da es heute um Gnade geht, lade ich euch ein, ein Schuldbekenntnis zu sprechen. Wer mag, kann am Ende noch eigene Formulierungen / Konkretes anfügen.
Vater im Himmel, was kann ich dir sagen, was du nicht schon weißt? Ich habe anderen das Leben schwergemacht, und es waren doch oft nur Kleinigkeiten, um die es da ging: Ich wollte recht behalten, aber ich vergaß die Liebe, die du geboten hast. Ich bin unfair gewesen, ich bin böse geworden, wo ich hätte Geduld aufbringen müssen. Ich war so mit mir selbst beschäftigt, daß ich kein Ohr und kein Herz hatte für die, die Verständnis und Hilfe von mir erwarteten. Ich habe geschwiegen, wo ich hätte reden sollen, ich habe den Dingen ihren Lauf gelassen, weil meine Angst größer war als mein Vertrauen zu dir. Deinen Geboten habe ich wenig Gewicht gegeben und deine Güte mißachtet. Ich habe dich vergessen, Gott, bei vielem, was ich tat und dachte. Ich lasse mich gefangennehmen von meinen Wünschen und Ängsten und sehne mich doch danach, frei und geborgen zu sein bei dir. Herr, ich bin erschrocken, wie schwierig es ist, im Alltag aus dem Glauben an dich zu leben. Ich bekenne dir mein Unvermögen und meine Schuld:
Herr, erbarme dich. Kyrie eleison!
Entlastung / Freispruch:
So lasst uns Gott danken und ihn loben mit Gloria!
Reflexion
Die Kurzpredigt ist in dieser Woche auf Spanisch. Ihr könnt sie hier hören:
Alternativ oder ergänzend könnt ihr über Folgendes nachsinnen:
Micha versucht, das große Wort Gnade (“den 500€-Schein”) wie folgt zu übersetzen (“in Kleingeld zu wechseln”):
“Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die übrig geblieben sind von seinem Erbteil; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er ist barmherzig?! Er wird sich unser wieder erbarmen, und die Schuld unter die Füße treten und alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.” (7,18+19)
- Wann fällt es mir schwer, meinen Zorn loszulassen?
- Welche meiner Taten möchte ich gern in die Tiefen des Meeres werfen?
- Wo gelingt es mir gut, anderen zu vergeben?
Gott wird bei Micha nicht als Rächer oder Richter dargestellt, wie in vielen Phantasien und in manchen Bibelversen. Gott ist barmherzig – sogar den Feinden gegenüber!
- Passt das zu meinem Gottesbild? Warum?
- Passt es zu meinem Verhalten – “Feinde” nicht zu “verteufeln”?
- Wo kann ich mir selbst vergeben?
Fürbitten:
Gott – du bist unsere Kraft.
Wir danken dir für Worte und Lieder, für Psalmen und Gebet.
Für Freudenmomente und Zeichen der Liebe.
Für Gemeinschaft und gute Nachrichten!
Gott – du bist unser Licht.
Das alte Volk Israel hast du durch die Wüste geführt und ins Gelobte Land geleitet.
Leite auch uns, damit wir in den Wüsten der Welt bestehen und in der Zuversicht auf dein Reich besser leben können.
Gott – du bist die Quelle des Lebens.
Hilf uns aufmerksam zu sein – eineR für die / den andereN.
Gib uns Kraft, den Frieden zu suchen und der Liebe zu dienen.
Schenke uns Aufmerksamkeit für unsere Nächsten und für deine Präsenz in der Welt.
Gott – du bist Barmherzigkeit.
Wir bitten dich für alle, die leiden.
Wegen der Lebensumstände oder ganz konkret in ihrem Leben:
In unserem Land, in unserer Stadt, in unserer Gemeinde:
Gib du Hoffnung, Heilung und Heil!
Hilf allen, die dich brauchen.
Und gemeinsam beten wir, wie wir es von Jesus Christus gelernt haben.
VaterUnser…
Lied: Befiehl du deine Wege (EG 361,1+2.6+7, den Text und ein Video findet ihr fortfolgend – im Video sind die Einsätze der Strophen 1+2 auf 40`und der Strophen 6+7 auf 2:53´)
1) BEFIEHL du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.
2) DEM HERREN musst du trauen,
wenn dir’s soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen:
es muss erbeten sein.
6) HOFF, o du arme Seele,
hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
da dich der Kummer plagt,
mit großen Gnaden rücken;
erwarte nur die Zeit,
so wirst du schon erblicken
die Sonn der schönsten Freud.
7) AUF, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen Gute Nacht!
Lass fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll:
Gott sitzt im Regimente
und führet alles wohl.
Segen
Am 9. Juli wird unsere Versöhnungsgemeinde 45 Jahre alt! Einen geschichtlichen Rückblick in vier Etappen könnt ihr hier lesen. Ein Zoom-Abend mit einer Zeitzeugin der Gründung, Schwester Karoline Mayer, ist am 2. Juli um 20 Uhr geplant. In der Festwoche wird es dann weitere besondere Aktionen geben.
Auch in diesen Zeiten sind wir auf eure Mitgliedsbeiträge, Spenden und Kollekten angewiesen! Da wir jetzt nicht den Klingelbeutel rumgehen lassen können, würden wir uns um so mehr über eure Überweisungen freuen – hier geht es mit einem “klick” zu unseren Kontodaten. Danke für die treue Unterstützung unserer Gemeindearbeit! Die Spendenaktion für die Familien in unserem Colegio Belén ist auch hervorragend angelaufen! Wir hoffen, dass die Lebensmittelkisten bald an die 300 Familien ausgeteilt werden können.
Musik zum Ausgang: Möge die Straße (Camila und Elisa)
Kerze ausblasen und sich einen gesegneten Sonntag wünschen 😉
Wer mag, kann nochmals die Glocke “schlagen”: