Hauspost 05/2021

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

nach Petrus, einer Jüngerin, Judas und Pilatus schließt heute Simon aus Cyrene unsere Reihe zu „Personen der Passionszeit“ ab. Er trägt das Kreuz Jesu nach Golgatha – eine Dokumentation über die „via Dolorosa“ im heutigen Jerusalem findet ihr genauso in dieser neuen Ausgabe der Hauspost wie weitere web-Tipps und unseren gewohnten Dreiklang zum Schluss.

  1. Personen in der Passionszeit: Simon aus Cyrene
  2. Webtipps für die Karwoche und Ostern
  3. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

1. Personen in der Passionszeit: Simon aus Cyrene

„Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen“ – so heißt dieses Bild von Sieger Köder. Zwei Männer stehen oder gehen eng umschlungen, ihre Gesichter und Körper berühren sich. Sehen sich sehr ähnlich. Nur die Farben ihrer Kleidung und ihrer Haut unterscheiden sich. Der Rechte ist wohl Jesus: das Blut der Folterungen zeichnet noch sein Gesicht. Die vier Hände auf dem Bild halten jeweils das Kreuz und den anderen – sie stützen einander, sie tragen einander die Last. Ihr Blick ist gemeinsam auf den Weg vor ihnen gerichtet.

Der biblische Text lässt vermuten, dass Simon das Kreuz allein tragen musste, doch der Künstler stellt die beiden ganz eng zusammen.

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Dass Simon Jesus hilft, begann jedoch nicht als Akt der Nächstenliebe, des Mitleids oder der Verbundenheit: die Soldaten ergreifen ihn auf dem Weg vom Feld nach Hause und zwingen ihn das Kreuz zu tragen. Es war Zufall, dass gerade er nach einem Tag harter Arbeit für diese schwere Last ausgewählt wurde. Simon weiß, welches Schicksal Jesus bevorsteht. Beim Konfirmandentag am letzten Samstag formulierte eine Konfirmandin aus Simons Perspektive: „Ich hätte gern, dass diese Situation anders ausgeht. Ich möchte an dieser schlimmen Sache nicht beteiligt sein.“ Er fühlt sich indirekt als Komplize der Soldaten, die das Urteil vollstrecken. Zu der körperlichen Last stellt sich die psychologische. Auch Jesus ist schon schwer gezeichnet: geschlagen, gefoltert und auslacht. Der eigentlich Mächtige ergibt sich dem Machtgehabe.

Das Bild erweist hierin seine Stärke. Es schafft es alles um die Männer herum auszublenden. Die Volksmenge, die Soldaten, den Zwang, den steinigen Weg nach Golgatha. Es sind zwei Menschen, die sich gegenseitig stützen – körperlich, geistig und menschlich. Simon scheint seine Situation darin anzunehmen, für Jesus da zu sein und erfährt dadurch selbst Nähe.

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Menschen kommen immer wieder in solche Situationen: da wird der Partner krank oder dement oder braucht Pflege, eine Freundin gerät in Not und braucht dringend Hilfe oder ein Kollege vertraut einer eine schwere Nachricht an. Ob man will oder nicht: auf diesen Weg geht man dann gemeinsam. Sei es durch Hilfe und Aufopferung, durch Zuhören und Mitgehen oder durch Mittragen und Stützen der Schwere der Nachricht.

Dabei stecken diese Menschen dann selbst zurück: Zeit für sie und ihre eigenen Sorgen, Wünsche oder Pläne ist dann kaum noch. Die Frage nach dem persönlichen Wollen stellt sich nicht. Die Umstände sind zwingend, so wie Simon gezwungen wurde, das Kreuz zu tragen.

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Das Sprichwort geteiltes Leid ist halbes Leid hat seinen Ursprung in reeller Erfahrung. Manchmal erzählen Menschen davon, dass sie durch das Leiden, das gemeinsame Bewältigen schwieriger Zeiten, näher zueinander gefunden haben. Manchmal scheint die Aufgabe einfach zu groß und die Last zu schwer. Aber dann konnten doch plötzlich ungeahnte Kräfte entfaltet werden – gemeinsam.

Es ist wie im Bild von Simon und Jesus: wenn ein Leid, ein schwerer Weg Menschen zusammenspannt, dann ist nicht immer klar, wer wen trägt und hält.

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Manchmal erzählen Menschen davon: dass das, was für Außenstehende so hart und schwer zu tragen aussah, dann doch leicht war, leichter als gedacht oder befürchtet.

Ich glaube, dass über allen Lasten, die wir zu tragen haben, die wir mittragen oder miteinander tragen müssen, die Verheißung Jesu steht:

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Nehmt das Joch auf euch, das ich euch gebe. Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann werden eure Seelen Ruhe finden. Denn mein Joch ist leicht. Und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.“ (Mt 11,29f.)

 

2. Webtipps für die Karwoche und Ostern

Auch in diesen (vor-)Ostertagen sind wir wieder mehr als wir wollen an unsere eigenen vier Wände gebunden. Neben den Veranstaltungen in unserer Versöhnungsgemeinde (Übersicht HIER), weisen wir auf ein paar Fundstücke im Netz hin, die die Geschichte Jesu, aber besonders auch seinen Tod und seine Auferstehung ganz unterschiedlich aufnehmen und interpretieren.

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  • Für Kinder gibt es die Jesusgeschichte von Palmsonntag bis Ostern mit Playmobilfiguren auf YouTube erzählt (HIER klicken) – oder etwas ausführlicher (und als Buch zum Schauen und Hören): HIER.
  • eine ARD-Doku geht mit dem Benediktiner Nikodemus Schnabel die „Via Dolorosa“ im heutigen Jerusalem entlang, also den Weg, den Jesus von der Verhaftung bis zur Kreuzigung ging: HIER.

Mosaik im Eingangsbereich der Jerusalemer Grabeskirche, welches die Abnahme vom Kreuz darstellt. Links oben – leicht im Dunkeln – weint sogar ein Engel (!).

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3. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

Das Gebet:

Gott, du weißt welche Lasten den Menschen auf deiner Erde auferlegt werden.
Du kennst die schweren Wege, die Viele gehen müssen.
Denn du bist diese Wege selbst gegangen.
Du hast das größte Leid selbst auf dich genommen.
Sei bei denen, die schwer zu tragen haben.
Trage ihre Last mit und stütze sie.

Gott, du kennst auch die Menschen, die die Lasten anderer mittragen.
Hilf ihnen, daran nicht selbst zu zerbrechen.
Lass sie die Nähe spüren, die der gemeinsame Weg schafft.
Lass sie die stützenden Hände spüren.
Damit die geteilte Last leichter wird.

Gott, lass uns alle dein Versprechen hören.
Dass bei dir alles Belastende von unseren Schultern genommen wird.
Dass bei dir die Sorgen zur Ruhe kommen.

Das bitten wir dich durch deinen Sohn Jesus Christus,
der für uns durch Leid und Tod hindurch ins ewige Leben gegangen ist.

Amen.

 

Der Vers:

Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn ab, um ihn zu kreuzigen. Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.
(Matthäus 27, 31f.)

 

Der Spruch:

Einschlafen dürfen, wenn man müde ist, und eine Last fallen lassen dürfen, die man lange getragen hat, das ist eine trostreiche, eine wunderbare Sache.
(Hermann Hesse)

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