Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,
Heute (Mittwoch) Abend erwartet uns ein sicher spannender Austausch mit Mario Fernandez (früher u.a. Botschafter Chiles in Deutschland und Innenminister – um 19 Uhr per Zoom, LINK wurde gestern verschickt). In der neuen Hauspost bekommt ihr es erstmal mit einem wichtigen Botschafter des frühen Christentums zu tun und weisen wir schon auf eine sehr besondere Veranstaltung in der nächsten Woche hin. Außerdem natürlich unsere Wochenchallenges und der übliche Dreiklang zum Schluss. Happy Mittwoch!
- Biblische Personen in der Osterzeit: Paulus
- Aktuelle Veranstaltungen & WochenChallenges
- Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
1. Biblische Personen in der Osterzeit: Paulus (Apg 8 und 9)
Vom Saulus zum Paulus.
Saulus ist ein energischer Mann. Mehr noch, er ist fürchterlich jähzornig. Im Auftrag der Pharisäer bekämpft er die christliche Gemeinde in Jerusalem: Stephanus lässt er steinigen, verwüstet die Gemeinderäume, lässt Frauen und Männer verhaften. (Apg 8,1–3) Als sein Auftrag dort erledigt ist, wird er nach Damaskus geschickt. Auch dort sollen sich die Jesusanhänger festgesetzt haben. Nun ist Zeit, dort aufzuräumen.
Mit einigen Soldaten macht sich Saulus auf den Weg. Noch immer „schnaubte er mit Drohen und Morden gegen die Jünger“, weiß die Apostelgeschichte zu berichten.
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Wie hätte er anders handeln können als diese Menschen zu bekämpfen? Er weiß schließlich, dass sie gefährlich und gotteslästerlich sind. Er hatte die Schriften studiert und kannte die Prophetenworte, die seit Generationen zitiert wurden. Nichts darf verändert, kein i-Punkt darf vom Gesetz weggenommen werden. Außerdem ist er ja in offiziellem Auftrag unterwegs. Von höchster Stelle ist ihm dieser Befehl erteilt worden. Saulus – das heißt übrigens der Begehrte – kommt diesem Befehl nur zu gerne nach.
In seine Empörung noch ganz vertieft, ist er gerade auf dem Weg nach Damaskus, da blendet ihn ein helles Licht. So hell, dass er nichts anderes mehr sieht. Er stürzt zu Boden und hört eine Stimme: Ich bin Jesus. Warum verfolgst du mich? Saulus ist bis in seinen Kern erschüttert. Dieses Licht war nicht nur einfach hell. Es war, als wenn es durch ihn hindurch scheinen würde und sein Inneres verbrennen würde. Und diese Stimme! Es war nicht nur einfach eine Stimme, die aus dem Nichts kam. Es war eine mächtige, kraftvolle Stimme.
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Er weiß sofort: das ist die Stimme der Wahrheit. Es bedarf keinerlei Nachfragen oder Nachforschungen. Diese Stimme und ihr Ursprung waren größer und wahrhaftiger als jeder Führer der Pharisäer, als jede noch so lang gewachsene Überzeugung. Das spürt er. Saulus wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Er kann sich nicht mehr orientieren: einmal, weil er erblindet ist und zum anderen, weil sein komplettes Weltbild gerade eingestürzt ist, seine Legitimation, seine Wut, sein Eifer.
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Der eifrige und wortgewandte Saulus wird von der Straße aufgesammelt und in ein fremdes Haus geführt. Er muss sich auf die Fremden verlassen, die nun um ihn sind. Die, die er bisher bekämpft hat, die Christen, kann er nicht mehr sehen, er hört aber, was sie zu sagen haben. Er hört von der Botschaft, die die Jünger von Jesus Christus verbreiten, er hört Jesus selbst reden. Nach drei Tagen Blindheit ist Saulus ein anderer Mensch geworden. Die neue Botschaft hat ihre Bedrohlichkeit verloren. Er beginnt sein Wissen um die alten Schriften mit dieser Botschaft zu verknüpfen und er begibt sich mit Gott auf einen neuen Weg.
Die Apostelgeschichte nennt ihn ab jetzt nur noch Paulus, der Geringe, unter diesem Namen kennen wir ihn besser.
Seinen Eifer legt er jedoch nicht ab. Im Gegenteil. Nachdem er sich von dem Mann, der ihn blind und hilflos aufgenommen hat, taufen ließ, beginnt er eifrig zu reisen, zu predigen und Gemeinden zu gründen, statt sie zu zerstören. Er schreibt Briefe, die tiefgründige theologische Abhandlungen mit praktischem Gemeindeleben verbinden. Er schöpft dabei viel aus seiner jüdischen Identität.
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Seinen neuen Namen trägt er weiter, er macht ihn zum Programm: er will sich nicht mehr erheben, sich selbst in den Mittelpunkt der Begierde stellen. Er will in Demut dienen und ein Werkzeug Gottes sein, durch das sein Reich in der Welt gebaut wird. „Wenn ich mich denn rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen.“, schreibt Paulus im 2. Korintherbrief. Während seines Dienstes in den Gemeinden will er nicht von den Spenden und Gaben der Christen leben, er arbeitet weiter in seinem Beruf als Zeltmacher, um sein tägliches Brot zu verdienen. Seine Demut ist nicht nur Teil eines neuen „christlichen Wesens“, sondern hat bei Paulus einen mächtigen Hintergrund: die erbarmungslose Verfolgung der Christen, die durch seine Hand geschehen ist, kann er nicht mehr rückgängig machen. Er weiß, was er denen, die ihn aufgenommen haben, zugefügt hat. Deshalb dient er ihnen einmal mehr in Demut.
Ein Eiferer ist er geblieben, aber er hat gelernt, sich nicht mehr ganz so wichtig zu nehmen. Seine zupackende Art, seine Begabung zu lehren und Veränderung herbeizuführen wird nun von der Botschaft der Liebe und dem Lob des „Schwachsein-Könnens“ grundiert. Gott nimmt ihn mit allen seinen Charakterzügen auf – auch mit den vielleicht allzu eifrigen. Paulus kämpft noch immer. Bis zu seinem Tod. Nicht mehr gegen Christus. Sondern für ihn.
2. Aus unserer Versöhnungsgemeinde:
2a) Die nächsten besonderen Veranstaltungen
Die IELCH (Iglesia Evangélica Luterana en Chile) lädt an zwei Mai-Samstagen zu einem Seminar über die “Historia y Confesionalidad Luterana” ein: am 8. und 22. Mai, jeweils von 9-12 Uhr. Diese Vormittage sind Teil der “Escuela de Formación Luterana”, aber explizit für alle Interessierten geöffnet. Der Referent, Pastor Martin Hoffmann, kommt aus Bayern und lehrt zur Zeit in Costa Rica. So wird das Seminar auf Spanisch stattfinden, Nachfragen sind aber an ihn auch auf Deutsch möglich. Die Zugangsdaten für das Zoom sind über die Pastores erhältlich.
In einer Woche wird außerdem in Frankfurt der 3. Ökumenische Kirchentag stattfinden, das heißt: die evangelische wie die katholische Kirche in Deutschland laden gemeinsam ein. Gemeinsam den Glauben teilen und feiern, sich kennenlernen und austauschen, interessante Themen diskutieren und nach „Christsein heute“ fragen – das war geplant und wird so sein, allerdings größtenteils digital.
Das bietet uns die einmalige Chance, aus der Ferne dabei zu sein! In der nächsten Hauspost werden wir gezielt auf einige Veranstaltungen hinweisen, wer aber schon ein bisschen „Kirchentagsluft“ schnuppern möchte, kann auf der website des Kirchentages vorbeischauen: https://www.oekt.de/ (es gibt auch eine englische Version!) oder die Programmübersicht hier herunterladen (nur auf Deutsch).
2b) Die alte Wochenchallenge
Die Challenge der letzten Woche bestand aus zwei Teilen:
- Wer schafft mehr als drei Lieder am Tag?
- Und natürlich die Bitte: teilt mit uns das Lied, welches euch gerade am meisten Spaß macht / Kraft gibt / den Alltag erhellt (das muss KEIN Kirchenlied sein)!
Zum ersten hat sich niemand gemeldet! Sind DREI doch zu viel für EINEN Tag?
Zum zweiten haben uns verschiedene Lieder erreicht:
Paul:
Hedy: Wer nur den Lieben Gott läßt walten….
Nicole:
Flo: Das Lied berührt mich und gibt mir immer wieder Kraft. Momentan höre ich gerne die Liedzeile “der Himmel an den ich glaubte, den gibt es”.
https://www.youtube.com/watch?v=u2Vr1ODCUag
Santiago:
Fenna:
De la reflexión del domingo:
Rosita:
Birgitta: ein Lied, das mich schon seit vielen Jahren dicht begleitet, zumal ich Schalom Ben Chorin und seine ganze Familie intensiv kennenlernen durfte waehrend meiner 3 Jahre in Israel…
Cristobal:
2c) Die neue Wochenchallenge
Der kommende Sonntag heißt “Rogate” / “Betet!”. Daher laden wir euch in dieser Woche besonders zum Beten ein:
- Nehmt euch vor, jeden Tag für eine Person aus der Gemeinde zu beten – ob ihr sie besser kennt oder erst seit kurzem, ob ihr ihren Namen wisst oder nur wie sie aussieht – ganz egal! Betet für sie! Wer mag, kann der Person hinterher auch gerne sagen, dass er/sie für sie gebetet hat.
- Nehmt euch vor, mindestens einmal die Woche jemanden aus der Gemeinde anzurufen, mit dem/der ihr sonst nicht regelmäßig telefoniert und euch erkundigt, wie es ihr/ihm geht. (Bei Bedarf gern Kontaktvermittlung über das Pfarrhaus!)
- Welche bekannten Gebete (z.B. zur guten Nacht, Psalmen, Tischgebete…) benutzt ihr regelmäßig oder erinnert ihr aus anderen Zeiten?
=> Rückmeldungen gerne bis spätestens Montag (10. Mai) um 18 Uhr.
3. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
Das Gebet:
Gott, du machst Menschen neu. Du kannst jeden einzelnen verändern.
Hilf uns, dass wir dein Licht sehen.
Hilf, dass wir immer wieder neu verstehen, was es heißt, dir nachzufolgen.
Führe die, die noch in der Dunkelheit tappen heraus.
Gott, du nimmst uns Menschen an, wie wir sind.
Wir sind gut darin uns vor anderen zu verstellen. Uns besser und begehrenswerter darzustellen.
Vor dir müssen wir uns nicht verstecken oder unser wahres Ich verleugnen.
Hilf uns, zu uns selbst zu stehen.
Hilf uns, unsere Stärken zum Guten einzusetzen und unsere Schwächen nicht zu übertünchen.
Gott, es gibt auch heute noch Menschen, die ChristInnen verfolgen.
Schütze die, die diesen Bedrohungen ausgesetzt sind und schenke ihnen Sicherheit und die Freiheit ihren Glauben zu leben.
Bitte wandle die Herzen der Verfolger.
Hilf ihnen von einem Weg der Wut und des Hasses auf einen Weg des Friedens und der Versöhnung.
Amen.
Der Vers:
Ihr habt doch von Christus gehört und seid in seiner Lehre unterrichtet worden. Denn so ist es der Wahrheit angemessen. Sie gilt bei allen, die zu Jesus gehören.
Deshalb sollt ihr den alten Menschen ablegen, denn er entspricht der früheren Lebensweise. Er wird sich zugrunde richten durch seine trügerischen Begierden. Lasst euch dadurch erneuern, dass Gottes Geist in eurem Verstand wirkt. Und zieht den neuen Menschen an wie ein neues Gewand.
(Epheser 21-24a)
Der Spruch:
Alle denken nur darüber nach, wie man die Menschheit ändern könnte, doch niemand denkt daran, sich selbst zu ändern.
(Leo Tolstoi)