Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde:
der Abschluss unserer Reihe zu „Biblischen Personen der Osterzeit“ fokussiert auf eine der vielen Herausforderungen, die die frühe Christenheit zu bestehen hatte: die Verfolgung durch das Römische Imperium. Der Seher Johannes schreibt in dieser Zeit eines der meistrezipierten biblischen Bücher – erster Punkt unserer neuen Hauspost (hier die gesamte Reihe lesen). Wie gewohnt geht es danach mit der alten & der neuen WochenChallenge sowie unserem abschließenden Dreiklang aus Gebet, Vers und Spruch weiter.
Viel Spaß beim Lesen!
- Biblische Personen in der Osterzeit: Der Seher Johannes
- Die alte & und die WochenChallenge
- Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
1. Biblische Personen in der Osterzeit:
Der Seher Johannes (Apokalypse / Offenbarung)
Das letzte Buch der Bibel, die Apokalypse (oder „Offenbarung“) des Johannes war von Anfang an umstritten und Teile der frühen Kirche lehnten sie ab. Noch heute fragen sich Bibelleserinnen und -leser, was es damit wohl auf sich habe und manchem Pastor / mancher Pastorin treibt es Schweißperlen auf die Stirn, wenn er oder sie einen Text daraus am Sonntag predigen soll.
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In der Kunst und sogar im allgemeinen Sprachgebrauch, sind die kräftigen Bilder, die darin entworfen werden, dagegen gerne aufgegriffen worden: Man spricht von einem „Buch mit sieben Siegeln“, das „1000 jährige Reich“ wurde von den Nazis als Ausdruck ihres wahnsinnigen Herrschaftsanspruchs gebraucht und „666“ gilt in vielen Kreisen als dämonische oder teuflische Zahl. Viele Darstellungen vom Jüngsten Gericht, von Christus als dem Lamm Gottes und über die „Schrecken der Endzeit“ sind von der Johannesapokalypse inspiriert.
Hier soll aber nicht auf die einzelnen Motive eingegangen, sondern allgemeiner gefragt werden: Welche Bedeutung hatte dieser Text für die frühe Christenheit? Bei aller Unklarheit über die Interpretation der vielen Bilder und Anspielung und bei der Unsicherheit, wer denn dieser „Johannes“ eigentlich war, herrscht nämlich Einigkeit darüber, dass die Apokalypse auf eine große Herausforderung reagiert.
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2 der Sprachbilder der Johannesapokalypse: “das Lamm” auf dem “Buch mit sieben Siegeln”.
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Mutige Menschen hatten den christlichen Glauben im östlichen Mittelmeer-Raum verbreitet. In den vorigen Folgen war davon zu lesen, mit welchen Widerständen sie dabei kämpften und wie sie sich persönlich einsetzten. Der Erfolg war beeindruckend! Aus der kleinen Gruppe der „Jesus-Gemeinde“, religions-soziologisch kann man von einer jüdischen Sekte sprechen, waren zahlreiche Gemeinden in unterschiedlichen sozialen Milieus auf drei Kontinenten entstanden. Das führte zu Konflikten mit den Synagogengemeinden und letztlich auch mit den römischen Autoritäten, die dem Judentum zwar einen gewissen Sonderstatus zubilligten, ansonsten aber verlangten, dass man sich dem Kaiserkult unterwarf.
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Zumindest lokal kam es seit dem Ende des ersten Jahrhunderts immer wieder zu regelrechten Verfolgungen der christlichen Gemeinden durch die staatlichen Autoritäten. Auch wenn dabei heute vieles nicht mehr nachvollziehbar ist, scheint ein gewichtiger Grund sicher: Christinnen und Christen weigerten sich, den Kaiser anzubeten. Viele gingen lieber in den Tod – die Hochachtung der Märtyrer hat hier ihren historischen Beginn.
Johannes ruft trotzdem nun dazu auf, nicht klein beizugeben. Er selbst ist im Widerstand und sieht einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen dem Imperium Romanum und dem Reich Christi. Scheinbar waren die Strafen zu seiner Zeit nicht ganz so drastisch, denn er lebt „nur“ in Verbannung. Ein gewisses Arrangieren mit den gesellschaftlichen Forderungen oder eine Fortführung des Glaubenslebens im Verborgenen bei scheinbarer Anerkennung der römischen Religion lehnt er entschieden ab. In mythisch und symbolisch verschlüsselter Sprache spricht er über erlebte (oder über für die Zukunft zu befürchtende) Verfolgungen der ChristInnen. Die BibelwissenschaftlerInnen sind uneins darüber, ob er auf Grundlage dieser schreibt, oder ob er sie als Zukunftsvision entwirft, um die Gemeindemitglieder heute davor zu warnen, sich zu sehr auf „die Welt“ einzulassen.
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Die Bilder sind jedenfalls gewaltig: Naturkatastrophen und himmlische Schreckenswesen vernichten die auf Erden existierende Macht und nur wer sich zu Christus bekennt, wird am Ende gerettet daraus hervorgehen. Bei allen Unklarheiten in der Interpretation der drastischen Szenen ist relativ sicher, dass das Römische Reich als teuflisch angesehen wird und Johannes ihm den sicheren Untergang ansagt: „Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis und wird ausziehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, und sie zum Kampf versammeln. Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
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Nicht nur Kunst und Sprache haben sich oft auf „Johannes den Seher“ bezogen, sondern auch religiöse Gruppen, die den Gegensatz zwischen „Glauben“ und „Welt“ stark machen wollen oder denen die Erwartung eines nahen (und schrecklichen) Endes wichtig ist – zum Beispiel die Adventisten oder die Zeugen Jehovas. Allgemein spielt aber die Hoffnung des Johannes´ noch heute eine wichtige Rolle und seine Vision vom himmlischen Jerusalem gehört genauso zu den schönen Bildern, die Menschen seit Generationen Trost geben, wie seine Worte: „und Gott wird abwischen alle ihre Tränen und das Leid und der Tod werden nicht mehr sein.“
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In alten wie neuen Darstellungen wird die Apokalypse beschrieben: früher meist nahe am Text des Johannes´ heute eher von Umwelt-, Atom- oder Meteoriten-Katastrophen inspiriert.
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Ich möchte Johannes zustimmen: Ohne Zweifel ist es so, dass der Glauben auch Konsequenzen für das Leben „in der Welt“ hat und ChristInnen nicht „alles“ mitmachen wollen und sollen. Und ich freue mich, wenn seine Texte den Brüdern und Schwestern, die um ihres Glaubens Willen verfolgt werden, Kraft gibt. Aber – und da formuliere ich Widerspruch: Jesus hat sich weniger über Kampf oder die Ablehnung der ihm skeptisch oder feindlich Gesinnten definiert, sondern ist auf alle zugegangen. Er hat das Gespräch gesucht und argumentiert. Er hat geheilt, vergeben und versöhnt und weniger gedroht, sich abgegrenzt oder verdammt. Das Christentum hat eine sehr radikale Seite und von Zeit zu Zeit kehrt diese aus gutem Grund stärker hervor, aber die Liebe als Fundament sollte darüber niemals vergessen werden.
2. Aus unserer Versöhnungsgemeinde:
2a) Die alte Wochenchallenge
Letzte Woche war es die Aufgabe, folgenden Satz zu Ende zu schreiben Glücklich ist, wer… Hier eure Antworten:
Glücklich ist, wer einen Lebenspartner hat, auf den er sich verlassen kann und mit dem er die schönen Dinge des Lebens teilen kann.
(Reinhild)
Feliz la persona que vive en paz, harmonía y compañía.
(Catalina)
Glücklich ist, wer jeden Augenblick des Lebens versucht zu genießen.
Glücklich ist, wer Träume hat
(Kirstin)
Creo que los que son realmemte felices, lo son porque comparten esa felicidad…
(Juancarlos)
Glücklich ist nicht der, der alles hat, was er will, sondern der, der zu schätzen weiß, was er hat.
(Birgit)
Glūcklich ist wer glūcklich macht. Denn das Glūck und die Freude kommen ins eigne Herz zurūck.
(Hedy)
Feliz la persona que ama a otr@s, porque este amor es bálsamo para el alma.
Feliz la persona que deja sus preocupaciones a Dios, porque ya no le abruman.
(Hildegard)
…wer frei ist. Frei zu lachen, wählen, lieben, denken….
(Britta)
Für den Gottesdienst am letzten Sonntag hatten Mitglieder aller IELCH-Gemeinden auf unsere Frage geantwortet.
Schaut das kurze Video!
…. der mit kleinen Zeichen, Dingen und Begegnungen zufrieden sein kann.
…. der die Fähigkeit hat, den anderen zu erfühlen und als Menschen in seiner Einzigartigkeit zu lieben.
… der die Erfüllung in seinem Beruf als eine Berufung findet.
… der spürt, dass er ein Teil eines großen Ganzen ist, dessen Mittelpunkt die Gemeinsamkeit und nicht er/sie alleine ist. Gemeinsamkeit ist für mich das sich Getragen Fühlen in einer Gemeinde, in einer Familie, von Freunden, von Jesus.
(Sabine)
“Feliz la persona que camina por la orilla del mar y respira el aire del bosque bajo la calidez del sol; y abraza a Dios en todos sus pensamientos.
Alaba a Dios por sobre todo, entrega su alma al padre y se transforma en su siervo”
(Ricardo)
Glücklich ist wer… eine gute Lebensqualität hat.
– eine Familie
– genug Essen und sauberes Wasser
– gute Klamotten
– ein Dach über dem Kopf
– Spielzeug oder auch Tischspiele
(Fenna)
Felices los que obedecen la Ley del Señor.
También puede ser: “Felices los que creen en mi sin verme.“
Feliz el hombre que no sigue los consejos de los malvados.
(Rosita)
Glücklich ist, wer sich geliebt weiß.
(Nicole)
Feliz la persona que es libre
Feliz la persona que ama
Feliz la persona que vive en paz
(Caro)
2b) Die neue Wochenchallenge
Am Sonntag ist Pfingsten – da weht der Geist und führt zu unerwarteten, verrückten Ereignissen. Zum Beispiel dazu, dass die Jüngerinnen und Jünger plötzlich in allen Sprachen der Welt predigen. Predigttext ist in diesem Jahr passend die Geschichte vom „Turmbau zu Babel“, an deren Ende die Vielfalt der Sprachen entsteht.
Davon ausgehend hier die neue Wochenchallenge:
- Welche „Türme“ würdest du gerne einstürzen (sehen)?
- Was war das „Verrückteste“, was du bisher gemacht hast?
Oder: Was würdest du gerne mal „Verrücktes“ tun?
=> Schickt uns euren Satz bis spätestens Montag (24. Mai) um 18 Uhr.
3. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
Das Gebet:
Gott, wir danken dir für die ruhigen Wahlen und für viel Hoffnung in Chile.
Gott, wir bringen vor dich viele Sorgen: bei uns und anderswo,
wegen der politischen oder wegen der persönlichen Situation.
Wir bitten dich um Hilfe,
um Beistand, um deinen Segen.
Gott, wir wissen, dass manche wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Bitte gib ihnen besondere Kraft und hilf ihnen, die Schrecken zu tragen.
Fall ihren Verfolgern in den Arm, öffne Herzen und Sinne für Toleranz.
Gib den Glaubenden Stärke aus deinem Wort.
Gott, wir wissen, dass Manche sich in ihrem Glauben einigeln und die Welt verfluchen.
Bitte hilf ihnen, sich zu öffnen.
Jesus hat uns in alle Welt geschickt und vorgelebt, in Liebe auf die Anderen zuzugehen.
Begleite uns, ihm zu folgen.
Gott du kennst uns und weißt, wie es um uns gerade steht.
Vor dich bringen wir, was uns auf dem Herzen liegt:
…
Amen.
Der Vers:
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann.
Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.
(Offenbarung des Johannes 21,1-4)
Der Spruch:
People are suffering, people are dying. And our ecosystems are collapsing. We are at the beginning of a mass extinction.
(Greta Thunberg)