Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde:
25 Jahre Colegio Belén O`Higgins – exklusiv beginnen wir mit einem (natürlich fiktiven) Interview mit dem Geburtstagskind. Außerdem geben wir die Worte einiger Schüler wieder. Und haben diesmal ein etwas längeres Zitat einer der Gründerinnen unserer sozial-diakonischen Projekte ausgewählt.
Viel Spaß beim Lesen!
- Ein fiktives Interview mit dem Geburtstagskind
- Aus unserer Versöhnungsgemeinde
- Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
1. Ein fiktives Interview mit dem Geburtstagskind
Wie fing es an?
Mit den Fragen und Bitten der Eltern der Kindergarten-Kinder in unseren sozialdiakonischen Projekten: Warum habt ihr keine Schule?
Und wann ging es dann konkret los?
Nach Planen und Überlegen und Bauen startete im März 1996 die erste 1. Klasse unserer Schule „Belén“ mit 39 Kindern.
Eine schöne Erinnerung aus dem ersten Jahr:
Wir hatten direkt am Anfang schon einen kleinen Garten, in dem „Natur“ erlebt und gelernt werden konnte – bis hin zum Wasserkreislauf. Wir wollten ja nicht nur „Bildung“, sondern „gute Bildung“ bieten!
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Und wie ging es weiter?
Jedes Jahr wurden alle Klassen ein Jahr älter und kam eine neue erste hinzu. So wuchsen wir. Und seit dem Jahr 2000 gibt es außerdem die Abendschule, in der Jugendliche und Erwachsene einen regulären Schulabschluss nachholen können. Im ersten Durchgang war auch gleich eine der Mitarbeiterinnen aus der Küche dabei. Auch heute nehmen immer wieder Eltern unserer Schülerinnen und Schüler an der Abendschule teil!
Die Fotos zeigen eine frühere Geburtstagsfeier im Colegio: Mit Musik und Verkleidungen, Festreden und viel Spaß & Dankbarkeit.
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So geht es dann bis heute fort?
Im Laufe der Jahre wurde kräftig gebaut – als Letztes die Erneuerung und Überdachung des Pausenhofs der Vorschulkinder in den Sommerferien 2019/2020. Auch die institutionelle Struktur musste immer wieder angepasst werden, so gründete die Versöhnungsgemeinde 2015 die Bildungsstiftung Martin Luther, welche heute als offizieller Schulträger fungiert.
Wie viele Kinder lernen heute bei dir?
Über 330. Davon kommen rund 90% nach chilenischen Kriterien aus vulnerablen Familien. Und über 60 Kinder haben speziellen Förderbedarf.
Was war das Schwierigste im Laufe der 25 Jahre?
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Am schlimmsten ist es, die vielen persönlichen Notlagen der Familien unserer Schülerinnen und Schüler auszuhalten! Da gibt es Sorgen, die alle Kinder auf der Welt haben, aber die Armut macht viele „normale Probleme“ noch gravierender, hinzu kommen zum Teil schwierige Familienkonstellationen und in manchen Fällen Drogen und Gewalt. Ich möchte manchmal einfach nur heulen.
Außerdem stand das ganze Projekt mehr als einmal vor großen (meist finanziellen) Problemen und ein jähes Ende war nicht ausgeschlossen. Das unermüdliche Engagement vieler Einzelner, aber ohne Zweifel auch Gottes segnende Hände haben dies bisher jedes Mal verhindert und so können wir jetzt mit großer Freude „Ein Vierteljahrhundert Colegio Belén O´Higgins“ feiern.
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Und das Schönste?
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll… Das Tollste sind natürlich glückliche Kinder und dankbare Familien. Wenn jemand sagt: „Das ist eine tolle Schule!“ Oder: „Dank Belén bin ich der, der ich bin.“
Außerdem freue ich mich, dass wir im Stadtteil so gut angesehen und vernetzt sind! Und da sind so viele Leute, denen ich dankbar bin:
– Lehrerinnen und Lehrer, das gesamte Personal der Schule über all die Jahre
– viele Mitglieder der Versöhnungsgemeinde, die sich in und für das Projekt engagier(t)en
– die Pastores
– über zehn Jahrgänge von Freiwilligen aus Deutschland
– die Spenderinnen und Spender, die uns treu unterstützen
…
draufklicken, dann werden die Bilder größer..
Was wünschst du dir zum Geburtstag?
Dass wir bald wieder in den Klassenräumen unterrichten können. Die Pandemie hat die Schulfamilien in vielfacher Hinsicht besonders hart getroffen. Und auch im Bildungsbereich ist viel auf der Strecke geblieben.
Mir fehlt der volle Schulhof! Das Lernen und das Lachen.
2. Aus unserer Versöhnungsgemeinde:
2a) Das Colegio Belén in 100 Worten
Anlässlich des 25. Geburtstages unseres Colegio Belén O´Higgins waren zum Tag des Buches alle Schülerinnen und Schüler zu einem Schreibwettbewerb aufgerufen: „Belén en 100 palabras“. Die LehrerInnen waren überwältigt und bewegt von den vielen zugesandten Texten.
Am letzten Donnerstag gab es dann die große Preisverleihung per google-meet, an der in beiden Zyklen insgesamt mehr als 150 SchülerInnen, Lehrpersonal und Eltern teilnahmen – ein überwältigender Erfolg. Zu diesem Anlass erinnerte unser Direktor José Nilo auch an die 25-jährige Geschichte unserer Schule.
Hier je einer der Preisträger aus jeder Altersgruppe:
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Ein paar screenshots von der Prämierung in vier Altersgrupenen – leider in diesem Jahr nur online…
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Der große Tag
Es ist meine Graduierung vom „Kinder“. Ich bin der glücklichste Junge, weil ich es geschafft habe, in die 1. Klasse zu kommen. Ich bin in der Zeremonie zusammen mit all meinen Mitschülern. Während wir warten, schaute ich zu meiner Mama. Und ich wollte nichts lieber als zu ihr laufen, denn ich wurde ganz schön nervös. Aber just in diesem Moment tauchte ein Zauberer auf und begann mit seiner Vorstellung. Es war so lustig und ich habe viel gelacht. So viel, dass ich gar nicht mehr nervös war.
Dann haben wir unsere Diplome bekommen, Geschenke und als Überraschung gab es ein Fest mit Musik, Essen und vielen bunten Lichtern.
Es ist der beste Tag in meinem colegio Belén O´Higgins.
Bastián Alarcón
2° Básico
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Meine neue Schule
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Für die meisten ist der erste Schultag bewegend. Für mich war es Beklemmung, Angst und Lust zu heulen. Ich wollte nur abhauen und zuhause sein mit meinen Katzen und meiner Mutter.
Wir sind zu dieser Schule gekommen, weil eine Freundin meiner Mutter gesagt hat, dass sie sehr gut ist. Jetzt, wo einige Zeit vergangen ist, erkenne ich, dass es stimmt. Ich habe keine Angst mehr, ich fühle mich beschützt. Jetzt hören sie mir zu und es macht mir Spaß, im Unterricht etwas zu sagen. Es ist genial, sich integriert zu fühlen! Ich mag meine Mitschüler, niemand macht sich lustig, sie schlagen mich nicht und niemand zerstört meine Sachen. Es ist so gut, nicht gemobbt zu werden, nur weil man etwas stiller ist. Fernando Pizarro, 5° Básico
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Es gibt größere Dämonen als eine Pandemie
Die Pandemie hat meine Familie gesegnet. Der Lockdown hat mich glücklich gemacht, ich musste nicht mehr laufen, nicht mehr aus dem Haus gehen. Es war wie ein zurück in meine Kindheit, meine Vergangenheit, zurück zu Liebe und Ruhe. Es hat mir erlaubt, Wege in unserem Haus zu beschreiben und wiederzuentdecken, oder mich ganz neu mit meinen Geschwistern wiederzufinden und ihren Videospielen oder mit meiner Mutter und ihrem kleinen Brot-Unternehmen.
Omar Comilef Rodríguez
8° Básico
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Die schlitzohrige Wolke
Ich bin eine Wolke, die beständig um die Schule herumstreift und immer sehe ich dort Kinder spielen, Kinder lernen und immer frage ich mich: „wie könnte ich nur da runter kommen, um auch mit ihnen zu spielen?“ Hier oben fühle ich mich so einsam! An einem Tag habe ich mich ganz voll gemacht mit Wasser und mit meinen Tropfen habe ich die Schule und die Kinder berührt. Und so konnte ich tatsächlich fühlen wie es ist, im colegio Belén O’Higgins zu sein und das Leben im Klassenzimmer und auf dem Schulhof zu genießen – und dabei doch unberührbar sein. Ich bewundere die Kinder dafür, dass sie Menschen sind und ich, der es eigentlich unmöglich ist, die Erde zu berühren, fand das alles sehr lustig. Aber dann musste ich mich erst einmal ausruhen und ganz ich selbst sein.
Miguel Fredes
Enseñanza vespertina
2b) Die letzte Wochenchallenge
Am Sonntag haben wir Pfingsten gefeiert – und damit den Geist, der weht und zu unerwarteten, verrückten Ereignissen führt. Zum Beispiel dazu, dass die Jüngerinnen und Jünger plötzlich in allen Sprachen der Welt predigen. Predigttext war in diesem Jahr passend die Geschichte vom „Turmbau zu Babel“, an deren Ende die Vielfalt der Sprachen entsteht.
Hier die Impulse der letzten Wochenchallenge:
- Welche „Türme“ (große Tatsachen) würdet ihr in eurem Leben gerne einstürzen sehen?
- Was war das „Verrückteste“, was ihr bisher gemacht habt?
Oder: Was würdest du gern mal „Verrücktes“ tun?
Und eure Antworten:
Die “Türme” der Ungerechtigkeiten in allen sozialen Bereichen Chiles würde ich gern allmählich “einstürzen” sehen…
Etwas Verrücktes wäre ein erneuter Besuch des “salar de huasco” im Norden Chiles…
(Helga)
Die Türme der Arroganz, die manche Menschen nur sich selbst sehen und auf andere nieder schauen lassen.
Meinen Kindheitstraum verwirklichen und mit Elon Musk in den Weltraum fliegen und unsere schöne Erde von weitem ansehen.
(Edzard)
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“Deseo derrumbar a la Falange Absolutista, que pretende semejarse a Dios a través de la acumulación de poder. Y usan tal poder para perseguir y atormentar a los hijos fieles a Dios.”
(Ricardo)
Im Moment würde ich gerne alle „Beschränkungstürme wegen Covid“ einstürzen sehen, aber natürlich nur, weil /wenn das Virus besiegt ist.
(Birgit)
Das Verrückteste. Das ich mir geleistet hab, war im Dezember 2017, als meine sehr liebe Freundin Ingrid 80 wurde und ich für 6 Wochen zu meinem Sohn nach New York flog, hab ich zu ihrem Geburtstag einen Überraschungsabstecher nach Bremen bzw. Weyhe für 5 Tage gemacht, der voll gelang! Ihr verdutztes Gesicht werde ich nicht vergessen!
(Siri)
Me gustaría ver derrumbar las torres de la violencia en el Oriente medio.
Una navidad caminamos a pie de Jerusalén a Belén, en plena noche – sin considerar controles o peligros, la hora o cualquier otra cosa u otro obstaculo..
(Johannes)
Ich würde am liebsten den Klassenarbeitenturm einstürzen lassen.
Ich habe mal mein Gesicht in einer Teigschale versenkt.
(Fenna)
1.- Me gustaría derrumbar las Torres del Egoísmo, la Ambición y el amor al Poder terrenal.
2.- Lo más loco en la juventud mía fue subir un cerro de 2.100 mts. de altura, cómo si fuera un carnero y después no saber cómo bajar del mismo cerro. Gran parte del trayecto tuve que bajar sentado y piernas estiradas. No había ningún sendero!
3.- La locura más grande que me gustaría ser es tener una jugueteria del tamaño de un Estadio y dónde los juguetes para los niños fueran gratis. Todos los juguetes serían de madera y NO habrían juguetes bélicos!
3B. Vivir en un tren de 5 carros, locomotora, comedor-livins, sala de estar-oficina, dormitorio y el último carro sea la cocina, este tren inserto en 10 hectáreas con árboles, túneles, etc , etc.
(Santiago)
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In Schleswig-Holstein mit meiner Tochter über einen riesigen See geschwommen. Ich wollte auf die andere Seite kommen, aber er war viel größer als er aussah, wir sind über 1 Stunde geschwommen und schließlich bei einem Bootssteg an Land gegangen und mussten im Badeanzug und barfuß das ganze Ufer entlang zurück laufen, wieder 1 knappe Stunde…
(Irmgard)
3. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
Gebet:
Großer Gott, wir danken dir für alle,
die über mittlerweile viereinhalb Jahrzehnte die sozialdiakonischen Projekte unserer Versöhnungsgemeinde gegründet, unterstützt, begleitet haben.
Wir danken dir für Lehrerinnen, Lehrer und Schulpersonal,
für PastorInnen und Gemeindemitglieder,
für SpenderInnen und andere UnterstützerInnen.
Wir danken, dass du ihnen Kraft und Engagement,
Glaube und Durchhaltevermögen,
Vision und freigiebige Herzen geschenkt hast.
Gott wir bitten dich für unsere Schule,
für alle, die dort arbeiten und lernen, für die Familien, die dazu gehören:
hilf ihnen in diesen schweren Zeiten.
Stärke sie in ihren Bemühungen um Bildung!
Gib ihnen Kraft, die Herausforderungen ihres komplexen Alltags zu bestehen.
Sei bei ihnen, wenn Pandemie, Gewalt oder anderes Unheil ihr Leben in den Grundfesten erschüttern.
Gott wir bitten dich für unsere Versöhnungsgemeinde und speziell für alle, die für eine gute Gegenwart und Zukunft des Colegios arbeiten.
Sende deinen Geist, der Weisheit für Entscheidungen und Klarheiten für gute Schritte in die nächsten 25 Jahre schafft.
Senden deinen Geist, der stärkt, die große Verantwortung zu tragen.
Senden deinen Geist, der begleitet und den Glauben groß macht.
Amen.
Der Vers:
Du stellst meine Füße auf weiten Raum.
(Psalm 31,9)
Der Spruch:
… dabei habe ich die Bedeutung des Wortes „teilen“ (compartir) gelernt. Teilen bedeutet nicht nur bei irgendetwas mitzumachen oder mit dem anderen mitzufühlen, sondern ganz speziell: das Brot gemeinsam zu teilen. Wir haben uns gegenseitig beschenkt, denn wir konnten uns direkt in die Augen schauen. Nicht despektierlich, nicht von oben nach unten oder von unten nach oben. Jedes Mal, wenn ich von einem unserer abendlichen Treffen nach zwei Stunden nach Hause gekommen bin, hallte ein großer Gesang in meinem Herzen nach.
(Gisela Schmidt-Hebbel, eine der Gründerinnen der sozial-diakonischen Projekte unserer Versöhnungsgemeinde)