Post nach Hause am 06. Mai 2020

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

zu Beginn dieser neuen „Post nach Hause“ möchten wir ein riesengroßes Dankeschön an unsere Übersetzerinnen Hildegard und Marin (und hier erstmals auch an Karl) aussprechen. Großartig, dass ihr euch jede Woche aufs Neue und unter Zeitruck an die Arbeit macht, damit die neue Ausgabe erscheinen kann. Das ist wirklich toll. 1000 Dank!

Im Folgenden geht es heute mal um ein geschichtliches Thema, wir berichten vom Stand der „Lieblings-Lieder-Suche“ und von der Spendenaktion für unser Colegio Belén O´Higgins und außerdem gibt es wieder Anregungen zum Beten und zum Klicken. Viel Spaß!

  1. Der 8. Mai 1945
  2. Aus der Versöhnungsgemeinde
  3. Fundstücke im Netz
  4. Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

1. Der 8. Mai 1945

Als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 von einem „Tag der Befreiung“ sprach, erntete er damit viel Zustimmung aber auch deutliche Kritik. Auch 40 Jahre nach dem Endes des 2. Weltkrieges wurde die Debatte, wie die Zeit davor zu verstehen und einzuordnen sei, engagiert geführt.

Die Wahl der Nationalsozialisten, die Herrschaft Adolf Hitlers und der mörderische Krieg zwischen 1939 und 1945 hat Tod, Leid und Zerstörung in millionenfachem Ausmaß über ganz Europa und darüber hinaus gebracht. Das damals Geschehene bestimmte nicht nur das Schicksal unzähliger Einzelner und das politische Geschehen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, auch innerhalb der evangelischen Kirche diskutierte man über die Beurteilung der Vergangenheit. Und sogar jetzt, 75 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation, ist das Thema nicht vom Tisch.

Die Kirchenmitglieder vor knapp 100 Jahren, wie auch ihre Pfarrer und Bischöfe hatten zum Teil Nazi-Herrschaft und Krieg herbeigesehnt und mitgetragen. Zum Teil war man „mitgelaufen“ oder stimmte zumindest teilweise der nationalsozialistischen Ideologie, einige Christenmenschen waren mehr oder weniger aktiv am Widerstand beteiligt. Die offizielle Kirche wurde ab 1933 „gleichgeschaltet“ und die in ihr führenden „Deutschen Christen“ bereiteten mit Erklärungen wie „Unsere Religion ist die Ehre der Nation im Sinne eines kämpfenden, heldischen Christentums…“ den 2. Weltkrieg aktiv mit vor.

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So mag es nicht verwundern, dass im Mai 1945 auch das Leid der Deutschen im Mittelpunkt der Predigten stand – z.B. unter der Überschrift „Du hast uns in den Staub geworfen und gedemütigt und unser Volk der Rache seiner Feinde ausgeliefert.” Von (Mit-)Schuld zu sprechen, schien den Kirchenleuten nicht angebracht – waren doch viele persönlich selbst verstrickt und hatte man Angst: „Unsere Kirchen werden nicht so voll bleiben, wenn wir über Judenverfolgung und Konzentrationslager reden.“

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Da wundert es nicht, wenn auch das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ im Oktober 1945 noch relativ unkonkret blieb. Erstaunlicher ist aus heutiger Sicht vielleicht eher der große Widerspruch der Kirchenmitglieder gegen diese Erklärung. Der innerhalb der evangelischen Kirche weit verbreitete Antijudaismus wurde erst Jahre später als solcher benannt und erst Jahrzehnte später theologisch reflektiert und bearbeitet.

Auch heute wirkt das alte Erbe des Nationalprotestantismus nach und stimmen Kirchenmitglieder und GottesdienstbesucherInnen in Umfragen überdurchschnittlich stark nationalistischen und gegen religiöse Minderheiten gerichteten Aussagen zu. Und fällt es der evangelischen Kirche in Deutschland in den politischen Debatten allgemein und vor Ort immer wieder schwer, zwischen konservativ und rechtsextrem zu unterscheiden.

Man möchte an die Rede von Richard von Weizsäcker erinnern, die mit folgenden Sätzen endete:

„Hitler hat stets damit gearbeitet, Vorurteile, Feindschaften und Hass zu schüren.
Die Bitte an die jungen Menschen lautet:
Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Hass
gegen andere Menschen, gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder gegen Türken, gegen Alternative oder gegen Konservative,
gegen Schwarz oder gegen Weiß.

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Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.
Lassen Sie auch uns als demokratisch gewählte Politiker dies immer wieder beherzigen und ein Beispiel geben.
Ehren wir die Freiheit. Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht. Dienen wir unseren inneren Maßstäben der Gerechtigkeit.
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.“

Bundespräsident Richard von Weizsäcker bei seiner heute als “historisch” geltenden Rede am 8. Mai 1985 im Deutschen Bundestag in Bonn

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2. Aus der Versöhnungsgemeinde

Die Liste der Lieblingslieder aus unserer Versöhnungsgemeinde wird immer länger – den aktuellen Stand findet ihr mit einem „klick“ auf unserer website.

Außerdem bitten wir nach wie vor um Lieder für den Gottesdienst „Kantate“ („Singet!“ am Sonntag). Als Video oder Audio, per WhatsApp oder als eMail, mit Instrument oder a capella… Das wäre großartig!

Bitte bis zum Freitag (8. Mai) an uns schicken – wir nehmen es dann in den „Kantate-Gottesdienst für Zuhause“ auf. Kann, aber muss nicht das Lieblingslied von der Liste sein… Auf dass sie in den buntesten Tönen erschallen und unser aller Herz erfreuen!

 

Auf die Bitte, den Familien unseres Colegio Belén zu helfen, gab es große Resonanz. 1000 Dank für die vorbeigebrachten Lebensmittel und alle Spenden! Am Montag wurde dann auf dem Pausenhof gesichtet und in Kisten gepackt. Am Ende wurden es Pakete für 25 Familien – so viele wurden aus den verschiedenen Klassen als „besonders hilfsbedürftig“ gemeldet.

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Sicher wisst ihr, dass die Familien unseres Colegios allgemein unter sozial schwierigen Verhältnissen leben – über 90% werden in diesem Jahr nach den staatlichen Kriterien als „sozial verletzlich“ (vulnerable) eingestuft. Es beeindruckt, dass man innerhalb der Schulgemeinschaft aber trotzdem ein Auge darauf hat, wer es aktuell – zum Beispiel wegen Arbeitslosigkeit – am Schwersten hat.

Von euren Spenden ist noch Geld übrig, so dass wir davon noch weitere Aktionen unterstützen können. Leider ist ja auch nicht davon auszugehen, dass sich die wirtschaftliche Situation in absehbarer Zeit verbessern wird…

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3. Fundstücke im Netz

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John Krasinski präsentiert einige gute Nachrichten – “Some good News”

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4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch:

Das Gebet:

(Franz von Asisi)
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Amen.

 

Der Vers:

Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen.

Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben,

und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen,

und niemand wird sie schrecken.

(Micha 4,3b+4a)

 

Der Spruch:

Der Kampf gegen eine Pandemie ist das Gegenteil von Krieg: Es geht nicht um Mensch gegen Mensch, sondern um Mensch für Mensch. (Christian Stöcker)

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