Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,
die neue Hauspost soll euch ein wenig der Arbeit mit der neuen Konfi-Gruppe nahebringen. Sie haben am letzten Sonnabend zu einem wichtigen Thema gearbeitet – wir greifen es hier auf und laden euch ein, mit- und weiterzudenken!
Außerdem gibt es Informationen zu den nächsten beiden Gottesdiensten, die in normalen Jahren besonders gut besucht sind und deswegen 2020 nur digital durchgeführt werden können.
Viel Spaß beim Lesen!
- Gnade – die große Erkenntnis der Reformation
- Das Gleichnis vom hartherzigen Schuldner
- Aktuelles aus der Versöhnungsgemeinde
- Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
1. Gnade – die große Erkenntnis der Reformation
Oder: Früchte unseres Konfitreffens
Gnade, was ist das eigentlich? Habt ihr darüber schon mal nachgedacht? Wahrscheinlich habt ihr eine Vorstellung davon, was Gnade ist – aber wenn man versucht, es (für sich) zu definieren, ist das gar nicht so einfach!
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Mit den neuen Konfis haben wir genau das versucht. Wir haben zunächst einmal überlegt, was für uns alles zu Gnade dazugehört oder was für uns Gnade ist und festgestellt, dass es viel weiter ist, als man vielleicht erst mal denken würde. Vor allem im Spanischen, wo der Begriff „gracia“ noch viel mehr Bedeutungen hat. Schließlich sind wir zu folgender Definition gekommen:
„Mitleid mit jemandem haben.”
“Jemandem einen Gefallen tun ohne etwas dafür zurück zu bekommen / ohne dass die andere Person es sich verdient hätte.“
Und so ist das auch mit der Gnade Gottes – genau das war die große Erkenntnis Martin Luthers: ich muss nichts tun, ich muss mich nicht abrackern oder Geld für Ablass bezahlen. Ich kann noch nicht mal etwas dafür tun!
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Die Menschen damals dachten, sie könnten sich Gottes Anerkennung kaufen. Martin hat verstanden: man kann sich von seinen Fehlern nicht freikaufen – muss man aber auch nicht!! Denn Gott findet uns trotz all unserer Schwächen toll. Allein aus Gnade. Wenn ich für Gott gut genug bin, weil er mich erschaffen hat – dann bin ich wertvoll! Und dann braucht niemand mehr Angst vor der Meinung anderer zu haben. Und schon gar nicht vor Gott.
Gott schenkt uns seine Gnade, macht uns frei, liebt uns. Dafür müssen wir nichts tun. Wir bekommen sie, ob wir sie verdienen oder nicht. Das ist der pure Wahnsinn! Es reicht, an ihn zu glauben. Der Glaube ist der Dreh- und Angelpunkt.
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Gnade bekommen wir geschenkt. Aber wie ist das mit uns? Sind wir gnädig mit anderen oder mit uns selber?
Wir waren der Meinung: da gibt es noch Luft nach oben!
2. Das Gleichnis vom hartherzigen Schuldner
In einem 2. Schritt haben wir das Gleichnis vom hartherzigen Schuldner bearbeitet. Gnade spielt hier ein wichtiges Thema – das werdet ihr gleich sehen…
Aufgabe war es, einen Tagebucheintrag aus einer je anderen Perspektive des Gleichnisses zu schreiben.
Lest selbst! Den biblischen Text gibt es auf deutsch (auf Deutsch)– die Beiträge jeweils in ihrer Original-Sprache.
Das Gleichnis vom hartherzigen Schuldner (Matthäus 18,23-35)
Jesus fuhr fort: »Macht euch klar, was es bedeutet, dass Gott angefangen hat, seine Herrschaft aufzurichten!
Er handelt dabei wie jener König, der mit den Verwaltern seiner Güter abrechnen wollte.
Gleich zu Beginn brachte man ihm einen Mann, der ihm einen Millionenbetrag schuldete. Da er nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn zu verkaufen, auch seine Frau und seine Kinder und seinen ganzen Besitz, und den Erlös für die Tilgung der Schulden zu verwenden.
Aber der Schuldner warf sich vor ihm nieder und bat: ›Hab doch Geduld mit mir! Ich will dir ja alles zurückzahlen.‹ Da bekam der Herr Mitleid; er gab ihn frei und erließ ihm auch noch die ganze Schuld.
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Kaum draußen, traf dieser Mann auf einen Kollegen, der ihm einen geringen Betrag schuldete. Den packte er an der Kehle, würgte ihn und sagte: ›Gib zurück, was du mir schuldest!‹ Der Schuldner fiel auf die Knie und bettelte: ›Hab Geduld mit mir! Ich will es dir ja zurückgeben!‹ Aber sein Gläubiger wollte nichts davon hören, sondern ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld beglichen hätte.
Als das seine anderen Kollegen sahen, konnten sie es nicht fassen. Sie liefen zu ihrem Herrn und erzählten ihm, was geschehen war.
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Er ließ den Mann kommen und sagte: ›Was bist du für ein böser Mensch! Ich habe dir die ganze Schuld erlassen, weil du mich darum gebeten hast.
Hättest du nicht auch Erbarmen haben können mit deinem Kollegen, so wie ich es mit dir gehabt habe?‹
Dann übergab er ihn voller Zorn den Folterknechten zur Bestrafung, bis er die ganze Schuld zurückgezahlt haben würde.
So wird euch mein Vater im Himmel auch behandeln, wenn ihr eurem Bruder oder eurer Schwester nicht von Herzen verzeiht.«
Und hier kommen jetzt die Tagebucheinträge:
aus Sicht des Königs:
Querido diario,
hoy me paso algo muy singular. Un funcionario me debía una gran deuda, pero él no tenía con que pagar. Así que decidí venderlo a él y a toda su familia como esclavos para recuperar mi deuda. Él me rogó que tuviera compasión con él y que me lo pagaría.[row] [span5]Lo deje en libertad. Luego llegaron dos funcionarios, el que perdoné y el otro que le debía una pequeña suma al otro. Yo enfurecí, ¿¡cómo yo tuve compasión con él, pero él no tuvo compasión con su compañero?! Después ordené que castigaran a mi deudor hasta que pagará. Es lo que se merece.
Querido diario,
Ayer me pasó algo muy extraño, un funcionario que me debía una deuda muy grande se arrodilló, rogándome que no lo vendiera a él y su familia como esclavos para pagar la deuda, y le di gracia. Él estaba muy agradecido y eso me parece bien. Pasó un rato y al enterarme de que fue saliendo y se encontró con un funcionario que le debía muy poco, este (el funcionario que debía mucho) lo atacó y amenazó diciendo que le debía dar todo. Me enojé mucho, así que decidí que sí pagará su deuda. No me parece nada bien que no tenga empatía, ni gracia hacia la otra persona, mientras que él tenía que deber millones y que por rogar no tenga que hacer nada. Eso espero que tenga su merecido. Chau.
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aus Sicht des hartherzigen Schuldners:
Ich hatte heute Glück als der König Gnade mit mir hatte und mich nicht als Sklaven verkaufte. Ich muss aber bald bezahlen, dieses Risiko gehe ich lieber nicht ein. Ich habe jemanden gefunden, der mir Geld schuldet und habe ihm gesagt, dass er es mir bezahlen soll. Er hatte kein Geld, also habe ich ihn ins Gefängnis getan. Jemand hat dem König davon erzählt und er hat mich zitiert. Er hat mir erklärt wie böse ich war, weil er mir verziehen hat, aber ich nicht dem Mann. Ich habe gelernt, dass ich Menschen so behandele wie andere mich behandeln.
Estoy arrepentido, pues no he devuelto el favor piadoso que se me ha dado.
Deudor al rey por muchos millones era yo, justamente me iba a vender como esclavo con mi familia entera.
Rogué y se me perdonó mi deuda por amor, fui liberado por gracia.
Sin embargo, apenas mi compañero tuvo necesidad de gracia, abandoné toda misericordia y con enojo lo castigué.
Ahora, preso estoy yo de mi deuda, no seré libre hasta que la pague completamente.
aus Sicht des 2. Schuldners:
Heute war ein echt doofer Tag.
Mein Gläubiger hat kein Mitleid mit mir. Ich schulde ihm etwas Geld, aber ich hätte es ihm zurückgezahlt. Statt mir Zeit zu geben, Geld zu besorgen, bin ich im Gefängnis gelandet. Der König hatte Gnade mit ihm, aber er nicht mit mir. )-:
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Ayer fue un mal día del cual yo tenía muchas esperanzas. Me encontré con un compañero, a quién le debía plata. Era poca, pero parecía con necesidad. Creo que si le hubiera pagado antes, esto no hubiera pasado, por lo que el problema fue mío. Yo fui malo, pero no el único.
aus Sicht Gottes:
Podía observar como el rey estaba muy enojado con un funcionario, el cual, le debía mucho dinero. Pero al final, por las súplicas del funcionario le dio tiempo para devolverle el dinero que le debía, pero al salir fue donde a otro funcionario quien le debía un poco de dinero y le amenazó estrangulándole. Luego, el rey se enteró de esto y lo encerró diciéndole malvado.
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Das war mal wieder ein Tag gestern… voll daneben! Als hätten diese Menschen immer noch nix gelernt. Naja, am Anfang hatte ich zugegebenermaßen noch Hoffnung. Es fing ganz gut an: Der König hat seinem Schuldner die komplette Summe erlassen, obwohl es wirklich viel war. Ganz ohne triftigen Grund, einfach nur, weil der ihn darum gebeten hatte. Ich war beeindruckt.
Aber dann…! Der Schuldner marschiert raus und hat nix besseres zu tun als den Nächstbesten, der ihm eine kleine Summe schuldet, ins Gefängnis werfen zu lassen. Könnt ihr euch das vorstellen? Unglaublich! Natürlich kam das auch dem König zu Ohren. Der wurde super sauer und ließ den ersten Schuldner ebenfalls ins Gefängnis werfen, um seine Schuld abzusitzen. Aus eurer Perspektive ist das ja vielleicht noch nachvollziehbar von wegen Gerechtigkeit und so. Aber aus meiner? Was erzähle ich den Leuten denn immer von Gnade und von „anderer“ Gerechtigkeit?! Alles für die Füße. Ich bin echt deprimiert.
3. Aktuelles aus der Versöhnungsgemeinde
Erinnerung an den 9. November 1938
Manche sagen, der 9. November sei ein „Schicksalstag der Deutschen“: neben dem Fall der Berliner Mauer (1989), gehören auch die Ausrufung der ersten deutschen Republik (1918) oder die Pogrome gegen jüdische MitbürgerInnen (1938) zu diesem Tag.
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An Letzterem wurden Synagogen, Geschäfte und Wohnungen angegriffen und zum Teil zerstört und geplündert, gab es Ausschreitungen und Überfälle – von den Nationalsozialisten initiiert und als angeblicher „Volkszorn“ propagandistisch ausgewertet. Schon vorher wurden Menschen jüdischen Glaubens diskriminiert und immer wieder auch angegriffen, die spätere Shoa sollte noch viel schrecklichere Formen der Menschenverachtung annehmen.
Wie gut, dass wir heute gemeinsam mit unseren jüdischen Geschwistern der Geschichte gedenken! Und gemeinsam fragen wir nach ihrer Bedeutung für unsere Gegenwart. Wie schon in den letzten Jahren wird sich wieder die Erlösergemeinde beteiligen und werden die Botschafter Israels und Deutschlands sprechen.
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Da nach wie vor keine präsenziellen Großveranstaltungen möglich sind, werden wir uns einmal mehr per Zoom treffen, was uns die Möglichkeit gibt, auch einen Theologen aus Argentinien und einen mexikanischen Historiker zu hören.
Sonntag, 8.11. um 11 Uhr (größtenteils auf Spanisch).
Volkstrauertag
Auch der traditionelle Volkstrauertag wird nur digital stattfinden können. Wir haben ihn wieder gemeinsam mit der Erlösergemeinde vorbereitet – es wird ein Gottesdienst auf YouTube sein, in dem auch der Militärattaché der Deutschen Botschaft sprechen wird. Verschiedene Musik ist schon in Vorbereitung – lasst euch überraschen!
Sonntag, 15.11. (auf Deutsch).
4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
Das Gebet:
Gott, wie oft treibt sie mich um diese Frage: Bin ich gut genug?
Manchmal kann ich einfach sagen: na klar. Alles prima.
Aber dann kommen da immer wieder die Ansprüche – von anderen und von mir selbst.
Kann ich dem wirklich genügen?
Gott, wie selten erreicht sie mich, deine klare Antwort: Du bist gut genug!
Du bist mein Kind, ich habe dich geschaffen.
Und das habe ich wunderbar gemacht.
Du bist wertvoll in meinen Augen!
Gott, wie großartig ist das, mir das wirklich vor Augen zu halten.
Deine Liebe und Gnade anzunehmen. Ihr zu glauben.
Ich werde frei und fühle mich leicht.
Halleluja. Ich danke dir!
Amen.
Der Vers:
„Weil wir also aufgrund des Glaubens als gerecht gelten, haben wir Frieden, der auch bei Gott gilt. Das verdanken wir unserem Herrn Jesus Christus.
Durch den Glauben hat er uns den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht. Sie ist der Grund, auf dem wir stehen. Wir dürfen stolz sein auf die sichere Hoffnung, zur Herrlichkeit Gottes zu gelangen.“
(Römer 5,1-2)
Der Spruch:
Es ist nicht ein Gott des Grimms, des Zorns, sondern der Gnade.
(Martin Luther)