Post nach Hause am 13. Mai 2020

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

am kommenden Sonntag ist der Sonntag „Rogate“ (= Betet!) – und so möchten wir euch in dieser neuen „Post nach Hause“ ganz besonders zum Beten einladen und anregen: mit der Weisheit der Psalmen und dem Forschungsdrang einiger Nordamerikaner, mit Luther und der Bibel. Und natürlich: mit einem Gebet.

  1. Angedacht: Beten
  2. Glaube praktisch: Beten – wie geht das?
  3. Aus der Versöhnungsgemeinde
  4. Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

1. Angedacht: Beten

Beten? Mit dem Beten werden viele von Euch schon ihre Erfahrung ge­macht haben. Vielleicht Ent­täu­schung, dass ein Gebet nicht erhört wurde. Vielleicht wohliges Erinnern, dass es Euch gestärkt hat. Vielleicht haltet Ihr das auch alles nur für Humbuk.

In den USA wurde 1999 eine Untersuchung zur Rolle von Fürbitten bei Herzpatienten durch­geführt. Sie wurde in der Fachzeitschrift ‚Archives of internal Medicin’ veröffentlicht. Vornamen von willkürlich ausgesuchten Patientinnen und Patienten wurden an eine Fürbittgruppe gegeben, die für vier Wochen diese Namen in ihre Für­bitten aufnahm. Die Patienten hatten keine Ahnung, dass für sie gebetet wurde. Die Auswertung des Versuchs mit insgesamt 990 Patien­ten ergab Folgendes: die Patienten, deren Namen der Fürbittgruppe an­vertraut worden waren, benötigten signifikant weniger Medikamente, der Hei­lungsprozess verlief signifikant schneller, das persönliche Wohlbe­finden war signifikant höher.

Was macht man nun mit einer solchen Untersuchung?

Ziehen wir die Untersuchungsmethoden in Zweifel? Überprüfen wir unser Gottesbild? Oder fangen wir an, anders zu be­ten?

Beten lässt sich nicht hinreichend psychologisch erklären. Beten lässt sich auch nicht durch irgendwelche Theorien begreifen oder erlernen. Beten lernt man, indem man betet. Sich darauf einlässt. Das müssen keine wohl­gefeilten Worte sein. Das kann ein stummer Schrei sein, ein loser Gedanke. Man kann beten, wenn man weiß, wofür man betet. Wir haben Augen und Ohren, die uns das Herz öffnen. Menschen, die uns bewegen. Wir sehen die Schönheit unserer Welt und freuen uns. Wir hören die Klage unserer Welt und weinen mit.

Ich lade Euch ein, versucht es: be­tet! Auf Eure ganz eigene Weise. Allein oder gemeinsam.

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2. Glaube praktisch: Beten – wie geht das?

Eine Art „Anleitung zum Beten“ hält die Bibel selbst für uns bereit: die Psalmen.

150 Gebete sind hier gesammelt: manche aus Vorzeiten überliefert, manche irgendwo gefunden, manche für den Augenblick neu geschrieben. In ihnen findet sich die Summe aller biblischen Theologie wieder. Sie zeigen den Reichtum der verschiedenen Formen, wie Menschen mit Gott reden: preisen und danken, klagen und bitten. In den Psalmen bringen die Verfasserrinnen und Verfasser alle menschlichen Gefühle vor Gott:

 

Sie klagen. Sie klagen über ihre Not, ja sie klagen auch Gott an und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Sie schreien hinaus, was ihnen die Kehle zuschnürt und die Luft zum Atmen nimmt.
Gott, die vielen Toten und das viele Leid – wie kann das sein?
Gott, die unendliche Trauer und die große Angst – wie kannst du das zulassen?
Wo bist du Gott? Komm doch und hilf!!

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Sie bitten: Sie schildern ihre Not, ihre Bedürftigkeiten. Sie bitten für sich, bitten für Freundinnen wie für Feinde. Auch hier kommen die Bitten aus tiefstem Herzen – es gibt keine Hemmungen.
Gott wir bitten dich für unsere Liebsten: behüte und bewahre sie. Lass diesen Virus an ihnen vorübergehen!
Gott wir bitten dich: Gib uns eine Perspektive – alles ist anders und das macht mir Angst. Was wird die Zukunft bringen?

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Sie loben: Sie loben Gott für seine großen Taten. Dafür, dass Gott uns geschaffen hat. Dafür, dass Gott uns unsere Sünden vergibt und barmherzig ist. Für die Schönheit der Schöpfung. Der Mund scheint überzusprudeln des das Herz voll ist.
Gott wir loben dich in diesen Tagen für die kleinen großen Wunder: dass ein über 90Jähriger das Krankenhaus gesund wieder verlässt. Dass wir uns noch nicht total in die Wolle bekommen haben, obwohl wir die ganze Zeit aufeinander hängen. Dass die Sonne trotz Mai so wunderbar scheint.

Sie danken: Sie danken Gott für alles, was sie ihnen Gutes getan hat. Beistand und Hilfe, im Kleinen wie im Großen. Dank dafür, dass Gott da ist, uns begleitet und verändert.
Gott wir danken dir für die viele Zeit, die wir nun gemeinsam miteinander verbringen. Dafür, dass wir als Familie ganz neue Rituale gewinnen. Dafür, dass wir uns als Menschen wieder auf ganz andere Werte besinnen. Dafür, dass du da bist – gerade jetzt, wo viele so weit weg sind.

Die Psalmen spiegeln die Ängste und Nöte, die Freuden und den Dank wieder, die die Menschen vor über 2000 Jahren umtrieben. Aber sie zeigen uns auch, wie wir heute beten können: nämlich offen und unverblümt Gott das sagen, was uns bewegt. Und wenn uns dazu einmal die eigenen Worte fehlen, dann gibt es z.B. in den Psalmen zum Glück einige seit hunderten Generationen erprobte Gebete, derer wir uns bedienen können.

 

 

3. Aus der Versöhnungsgemeinde

Als Gemeinde möchten wir euch erneut einladen, füreinander zu beten und füreinander da zu sein!

  • Nehmt euch vor, jeden Tag für eine Person aus der Gemeinde zu beten – ob ihr sie besser kennt oder erst seit kurzem, ob ihr ihren Namen wisst oder nur wie sie aussieht – ganz egal! Betet für sie! Wer mag, kann der Person hinterher auch gerne sagen, dass er/sie für sie gebetet hat.
  • Nehmt euch vor, mindestens einmal die Woche jemanden aus der Gemeinde anzurufen, mit dem/der ihr sonst nicht regelmäßig telefoniert und euch erkundigt, wie es ihr/ihm geht.

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So können wir in Gemeinschaft miteinander sein und uns gegenseitig im Gebet und im Gespräch stärken. Natürlich, könnt ihr auch jederzeit uns Pfarrers anrufen – wir sind für euch da! Auch, wenn ihr einen Kontakt braucht, helfen wir gerne.

 

Beten kann jedeR für sich alleine zuhause. Aber vielleicht ist es auch gut – trotz und gerade in der Distanz – MITEINANDER zu beten. Wie kann das aussehen?

Wenn ihr Lust habt, mit anderen gemeinsam zu beten, Gebete auszutauschen und sich im Gebet noch mehr verbunden zu wissen: macht mit bei unserer Gebets-What´sApp-Gruppe! Darin können wir Gebete austauschen, uns gegenseitig Mut machen, gemeinsam klagen und loben, und – wenn es gewünscht wird – uns auch einmal die Woche „virtuell treffen“, um zusammen zu beten. Ganz wie es die Gruppe entscheidet und für gut hält. Wenn du also Lust hast, dabei zu sein, dann melde dich bei mir (Pastorin Nicole) unter: + 56 9 53259629. Natürlich könnt ihr auch einfach nur Gebetsanliegen an mich (oder dann die Gruppe) weitergeben!

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Papst Franziskus, der lutherische Weltbund und der Imam der Al Azar-Universität in Kairo laden dazu ein, diesen Donnerstag zu einem Tag des Gebets zu machen. Wer möchte kann fasten oder zumindest die unter den verschiedenen Glaubensgemeinschaften abgestimmten Worte zum Beten nutzen. Hier könnt ihr sie herunterladen.

 

 

4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch:

 

Das Gebet:

Deine Nähe spüren, Gott,
danach sehne ich mich.
Das brauche ich zum Leben.

Meine Gedanken und Gefühle sammeln sich.
Dir vertraue ich mich an.
Ruhe erfüllt mich.

In deiner Gegenwart
kann ich still werden und still sein.

{Stille}

Ich brauche nicht zu reden,
damit du mich hörst.
Ich brauche dich nicht zu erinnern,
was in dieser Welt geschieht.
Ich brauche dir nicht zu sagen,
wozu wir deine Hilfe brauchen.

In deiner Gegenwart
kann ich still werden und still sein.

{Stille}

Die Menschen, die mir nahe sind,
und die Menschen, die mir fern sind,
möchte ich aufnehmen in mein Schweigen.
Stellvertretend will ich schweigen
für die, die zu beschäftigt, zu besorgt,
zu abgelenkt oder zu laut sind,
Mit allen Sinnen und Gedanken
wende ich mich zu dir, Gott.

In deiner Gegenwart
kann ich still werden und still sein.

{Stille}

Deine Gegenwart spüren, Gott,
das erbitte ich.
Das brauche ich für Zeit und Ewigkeit.
Amen.

 

Der Vers:

Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen.

(Römer 8,26)

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Der Spruch:

Betet, als ob alles Arbeiten nichts nützt und arbeitet,
als ob alles Beten nichts nützt.
(Martin Luther)

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