Post nach Hause am 08. Juli 2020

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

„Viel Glück und viel Segen“… so werden wir es morgen auf unsere Versöhnungsgemeinde singen. Sie wird 45! Bereits heute gibt es Wünsche und Grüße – von unseren ehemaligen Pastores. Und wir blicken ganz grundsätzlich auf die Frage „Wozu braucht es Kirche / Gemeinde?“ Außerdem müssen wir wieder einmal zwei Familien verabschieden, die Santiago und damit auch unsere Versöhnungsgemeinde verlassen. Zum Abschluss wie immer der Dreiklang aus Gebet, Zitat und Vers.
Viel Spaß mit der neuen Hauspost!

 

  1. Glaube: Was ist “die Kirche”? Und wozu braucht man eine Gemeinde?
  2. 45 Jahre Versöhnungsgemeinde: Grüße und Wünsche einiger ehemaliger Pastoren
  3. Abschied: Macht´s gut Familie Hendrischk-Seewald und Familie Veller
  4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

1. Glaube: Was ist „die Kirche“?

Und wozu braucht man eine Gemeinde?

In der christlichen Tradition gibt es für „die Kirche“ klare Kennzeichen: ihr Zeugnis, ihren Gottesdienst und ihren Dienst. Das muss irgendwie konkret werden – nämlich in der Gemeinschaft einer Gemeinde, zum Beispiel in unserer Versöhnungsgemeinde.

Die Gründergeneration sowie wir heute leg(t)en Zeugnis ab:
Vor 45 Jahren sagte eine Gruppe „JA“ zur Einheit trotz aller Spannungen und Unterschiede. Sie stellten in einer hoch polarisierten Zeit die Hilfe für Verfolgte über ihre eigenen politischen Überzeugungen. Sie fanden sich nicht mit dem ab, was ihnen ihr Umfeld vorgab oder was Andere entschieden. Sie gründeten eine Gemeinde und legten in ihrem Namen Zeugnis ab: Versöhnungsgemeinde.
Heute besteht unser Zeugnis wohl weniger im Politischen, obwohl wir immer noch froh über die Vielfalt unserer Mitglieder sind. Aber wir bezeugen zum Beispiel, dass alle zur Gemeinde gehören – egal ob links, rechts oder mittig, egal ob jung oder alt, deutsch oder chilenisch, egal welcher sozialen Herkunft oder sexuellen Orientierung. Wir bezeugen in einer immer materialistischeren Welt, dass es Sinn macht, auf Gottes Wort zu hören und bekennen die Einheit in der Kirche weiterhin – auch, wenn wir dafür zwischen die Stühle gesetzt werden.

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Die Gründergeneration sowie wir heute feier(te)n Gottesdienst:
1975 war eine Gruppe von Konfi-Eltern der Kern der GemeindegründerInnen. Sie hatten sich wegen der Konfirmation ihrer Kinder (neu) mit ihrem Glauben auseinandergesetzt. Manche hatten erstmals als Erwachsene in der Bibel gelesen, andere ganz neu nach christlicher Verantwortung und Ethik gefragt oder anders beten gelernt. Sie gingen bewusst zum Gottesdienst und suchten für die neu gegründete Gemeinde einen Ort, an dem sie sich sonntags treffen können.
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Für uns heute ist der Sonntagsgottesdienst wohl unzweifelhaft das Herz des Gemeindelebens. Oft versammeln sich Menschen in allen Lebensaltern – vom Baby bis zur 90jährigen. Spanisch, Deutsch, auch Englisch oder Portugiesisch spiegeln kulturell ein kleines Stück der Vielfalt der Welt. Auch auf Konfi- oder Kinderfreizeit darf der Gottesdienst nicht fehlen, ebenso wenig wie jetzt während der Pandemie. Beides ist dabei wichtig: die Begegnung untereinander. Und die mit Gott.

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Die Gründergeneration sowie wir heute ließen sich / lassen uns in den Dienst nehmen:
Untrennbar mit der Gründung unserer Versöhnungsgemeinde ist ihr sozial-diakonisches Engagement verbunden. Die erste Generation ließ sich anrühren vom Leid vor ihrer Haustür. Sie konnten nicht unbeteiligt darüber hinwegsehen, unter welchen Umständen die Menschen in der Armensiedlung „San Luis“ lebten. Sie gründeten schließlich drei Kindergärten und bauten die Arbeit an allen Standorten immer weiter aus.
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So war es danach bis heute: „Wie oft haben wir schon gedacht, wieviel leichter wäre das Gemeindeleben ohne sie (die sozial-diakonische Arbeit), wie viele Probleme weniger hätten wir. Aber – wieviel ärmer wären wir ohne sie… Wie notwendig gehört diese Arbeit seit den Anfängen zu unserem Gemeindeleben!“ (Pastor Enno Haaks anlässlich des 30. Geburtstags der Versöhnungsgemeinde)

Und was ist Kirche / was ist Gemeinde darüber hinaus? Für euch?
=> formuliert es als Wunsch für unsere Versöhnungsgemeinde und schickt es uns als Bild / Gedicht / Video / … was immer euch gelingt! Möglichst schnell, denn es soll im Geburtstagsgottesdienst am Sonntag aufgenommen werden!

Etwas grundsätzlicher betrachtet, kann man die Frage nach der Bedeutung von Kirche auch so beantworten: „extra ecclesiam salus non est.“ = Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil (Konzil von Florenz, 1483-1445). Weiter heißt es dort: Wer nicht dazugehört, der/ die „verfällt dem ewigen Feuer, das der Teufel bereitet“. Und bis heute ist es offizielle Lehre in Rom, dass als solche „Kirche“ nur die katholische Kirche gilt.
Martin Luther sah das anders und viele ChristInnen egal welcher Konfession (und unabhängig davon, was ihre Bischöfe sagen) stimmen heute weltweit zu. Die „eine weltweite und sich auf das Zeugnis Jesu beziehende Kirche“ ist zwar nicht von den konkreten Organisationen mit dem Namen „Kirche“ zu trennen, aber sie ist sehr wohl von diesen zu unterscheiden. Mit anderen Worten: die vom Heiligen Geist gestiftete „Gemeinschaft der Heiligen“ kann man an vielen Orten finden. Sie ist nicht durch einen Mitgliedsbeitrag oder –ausweis, eine Kirchenverfassung oder andere menschliche Maßstäbe zu erfassen. Aber wir hoffen natürlich, dass in den vorhandenen kirchlichen Organisationen tatsächlich auch etwas von der „Kirche Jesu Christi“ gelebt wird. In der Theologie spricht man deswegen auch von einer „sichtbaren“ und einer „unsichtbaren“ Kirche.

Kirche ist dort, wo Menschen sich vom Geist Gottes bewegen lassen. Wo man die Bibel liest und mit ihrer Botschaft ringt. Wo man sein Leben versucht, nach dem Zeugnis Jesu auszurichten. Wo man betet und Abendmahl feiert. Wo man also offen ist für Gott und aus dem Glauben transformative Kraft entwickelt. „45 Jahre Versöhnungsgemeinde“ sind ohne Zweifel ein gutes Beispiel dafür, was Kirche sein kann!

 

2. 45 Jahre Versöhnungsgemeinde:

Grüße und Wünsche einiger ehemaliger Pastoren

Liebe Versöhnungsgemeinde:
Als wir mit unsern drei kleinen Kindern (Felix, Lorenz, Vilma) im März 1973 als Pfarrer in die Evangelisch Lutherische Kirche in Chile kamen, ahnten wir nicht, welche Herausforderungen mit dem gewaltsamen Militärputsch am 11. September auf die Gemeinden zukommen würden.
Heute, nach 45 Jahren, scheint mir ein anderes Datum nicht weniger bedeutungsvoll zu sein: Die Gründung der Versöhnungsgemeinde am Mittwoch, den 9. Juli 1975.
Bedrohungen und Verleumdungen begleiteten den Neuanfang; entsprechend waren da bei den Gründungsmitgliedern Zweifel und Besorgnis, ob das die richtige Entscheidung war.
Aber bis heute steht die Versöhnungsgemeinde durch treue Mitgliedschaft und Engagement vieler Frauen, Männer und Kinder für die immer wieder neue Vergewisserung, dass die unverbrüchliche Liebe Gottes zu jedem Menschen die Grundlage für eine lebendige Kirche und für ein respektvolles Zusammenleben ist.
Tiefe Dankbarkeit gegenüber allen erfüllt uns an diesem Tag. Ja, es gibt etwas zu Feiern!
Ich wünsche der Versöhnungsgemeinde von Herzen Gottes Segen auf dem Weg in die Zukunft.
Axel Becker (82), 1975-1980 Pastor der Versöhnungsgemeinde

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Grußwort von Sabine Becker:
Mein Dank – liebe Versöhnungsgemeinde – gilt vor allem der Bereitschaft und Offenheit
der Gemeinde für die unbetreuten Kinder aus der „poblacion“, die in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Gemeindezentrums in Las Condes lebten.
(Wie es dazu kam, dass eines Tages eine Dame uns die Schlüssel für eine neu erbaute Kindertagesstätte im Pfarrhaus ablieferte, weiß ich bis heute nicht. Bis  1977 konnten wir die Arbeit „Belén“ dort aufbauen. Dann begann die Umsiedlung in den Süden von Santiago.)
1980 kam unser Abschied von Chile.  Selma Steenbuck, Frau des neuen Pfarrers, die wohl meine Arbeit übernehmen würde, nahm beim Abschied meine Hände in die ihren, als würde ich ihr ein rohes Ei oder ein Küken übergeben. Das war eine überwältigende
Beruhigung, liebe Selma.
Danke, danke.

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Grußwort von Martin Junge (1996-2000 Pastor der Versöhnungsgemeinde)

Es lohnt sich, Martins Video ganz zu schauen! Wer Probleme mit dem Spanischen hat: hier die Kernaussagen:

Vor 45 Jahren stellten einige Frauen und ein paar Männer sich eine Frage, deren Antwort sie später in das Motto der Gemeinde verwandelten: Was sagt uns Gott inmitten dieser herausfordernden Zeiten? „Lasst uns aufsehen zu Jesus!“ (Hebräer 12,2) In einer Umgebung großer Unsicherheit, Verirrung und Polarisierung, sich in Gottes Botschaft zu zentrieren hieß damals und heißt heute „Versöhnung“ suchen und befördern. Mit sich selbst, mit dem Nächsten und im großen Maßstab. Das war das Programm und der Horizont, in dem die Gemeinde ihren Weg suchte!
Versöhnung zwischen Menschen, zwischen Kirchen und im ganzen Land befördern. Diese Gruppe fühlte sich dabei nie als „geschlossener Club“, sondern war offen und engagierte sich zugleich diakonisch für die, die es brauchten. Dieses Zeugnis wurde ein kräftiges Zeichen. Und ich erinnere mich an eine Bibelstunde, in der eine Teilnehmerin sagte: „eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Die Berufung, Kirche zu sein, zeigt sich nicht nur im eigenen spirituellen Leben, sondern auch und gerade im Dienst an den Nächsten.
Ihr wisst gut, dass euer Weg der Versöhnung noch nicht an sein Ziel gekommen ist. Auch in Zeiten von Pandemie und Krise haben wir den Auftrag, die Frohe Botschaft von Jesus in die Welt zu tragen. Jetzt ist der Augenblick, Kirche zu sein! Der Geburtstag lädt ein, weder in Nostalgie zu verweilen, noch die Gegenwart durch große Zukunftspläne zu negieren: Gott braucht uns heute!
Viele Grüße an euch, liebe Gemeinde und diakonischen Projekte.
Viel Segen und dass Gott euer Zeugnis weiterhin stärken möge!

 

Grußwort von Enno Haaks (2001-2009 Pastor der Versöhnungsgemeinde)

 

Grußwort von Friedemann Bauschert (2010-2013 Pastor der Versöhnungsgemeinde)

 

3. Abschied: Macht´s gut Familie Hendrischk-Seewald

und Familie Veller

Es trifft uns alle Jahre wieder und doch ist es dieses Jahr besonders! Als Versöhnungsgemeinde sind wir es gewohnt, Abschied nehmen zu müssen. So ist es auch jetzt im Juli: zwei Familien ziehen aus Santiago weg. Aber wir können sie weder im Gottesdienst verabschieden, noch uns privat treffen oder sie in den Arm nehmen.
Dennoch möchten wir euch hier wenigsten noch „öffentlich“ verabschieden!
Just als unser treuer Musikus Benjamin Kiersch Chile verlassen hatte, tauchte Nina Veller mit ihrer Familie hier auf. Und sie bot sich gleich an, unsere Gottesdienste mit dem Klavier zu begleiten – was sie seit dem vielfach und zu unserer großen Freude getan hat. Auch ihren Mann Wolfgang sahen wir öfter bei uns – zuletzt am vergangenen Donnerstag beim Gespräch mit Schwester Karoline. Und die beiden Töchter wurden in unserer Kirche getauft!
David Seewald war einer unser treuesten El-Tabito-Fahrer. Und Aliza eine der ersten Vorkonfis im KU3-Kurs. Beide wurden am 19. Oktober letzten Jahres konfirmiert. Das wird vielen Unvergessen bleiben, denn am selben Abend gab es Ausgangssperre und Ausnahmezustand – zum ersten Mal seit dem Ende der Diktatur. Zum Glück gab es schon eine Werwolf-Spielerunde per Zoom bei der vereinbart wurde, beim nächsten Mal einfach die „Deutschen“ mit einzuladen

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LiebeR Nina, Wolle, Sophia und Lulu; liebeR Anna, David und Aliza, einen Segen haben wir euch – virtuell – mitgegeben. Jetzt bleibt uns, Danke zu sagen für die gemeinsame Zeit!! Schön war´s!! Wie toll, dass ihr unsere Gemeinde mit Leben und Musik erfüllt habt. Wie wunderbar, dass ihr ein Teil unserer Gemeinschaft wart – und im Herzen bleiben werdet. Wir wünschen euch alles Gute für den Neuanfang in der alten Welt! Und bis wir uns wiederseh´n möge Gott seine schützende Hand über Euch halten!!

 

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“Einen riesengroßen Dank! Man merkt, dass nicht billig, sondern Produkte guter Qualität gekauft worden. Auf diesem Wege möchte ich mich bei der Schule und bei den Mitarbeitern, die die Kisten ausgaben bedanken. Wir schätzen diese Geste für alle Familien des Colegio außerordentlich. Danke.”

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Kurz vor Redaktionsschluss dieser Hauspost-Ausgabe wurde begonnen, die 300 Kisten mit Lebensmitteln an die Familien unseres Colegios zu verteilen. Nächste Woche werden wir mehr davon berichten. Aber schon heute möchten wir Freude und Dankbarkeit mit euch teilen!

 

4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch:

Das Gebet:

Gott, du hast uns ins Leben gerufen,
und hast uns in deine Gemeinde geholt.
Du hast uns dazu berufen, dein Leben zu teilen,
deine Geschichte zu erzählen, deine Arbeit zu tun. 

Wir sind dir gefolgt, 
so gut wir es wissen und so schlecht wir es können.

Hilf uns, mutig zu sein und nicht lasch.
Hilf uns, zu vergeben und nicht nachzutragen.
Hilf uns, abzugeben und nicht festzuhalten.
Hilf uns, in dieser Todeswelt die Hoffnung auf dein Reich nicht zu verlieren. 

Lass uns hören, wie es weitergehen soll. 
Lass uns heute und alle Zeit dir vertrauen.
Damit wir im Vertrauen auf dich in den Wirrnissen dieser Zeit
leben und lieben, kämpfen und leiden können. 

Dazu stärke uns und sende uns deinen Geist!
Amen. 

 

Der Vers:

Dient einander – jeder mit der Gabe, die er erhalten hat.
So erweist ihr euch als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.
(1. Petrus 4,10)

 

Der Spruch:

Wer im zwanzigsten Jahr nicht schön,
im dreißigsten Jahr nicht stark,
im vierzigsten Jahr nicht klug,
im fünfzigsten Jahr nicht reich ist,
der darf danach nicht hoffen.

(Martin Luther)

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