Post nach Hause am 10. Juni 2020

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,

In einem Monat wird unsere Versöhnungsgemeinde 45 Jahre alt! Das nehmen wir zum Anlass, in dieser und den folgenden drei Hauspost-Ausgaben jeweils auf ein Gemeinde-Jahrzehnt zu schauen und ein paar Fotos davon zu zeigen. Heute geht es um die Gründung und die ersten 11 Jahre bis 1986. Wir hoffen, das findet euer Interesse. Und wir laden euch ein, jeweils eure Erinnerungen und Fotos beizutragen! Kontaktiert uns dazu gern, dann schauen wir, wie es allen zugänglich gemacht werden kann.

Außerdem gibt es wie bisher jede Woche einen geistlichen Impuls – der gewohnte Dreiklang am Schluss und zum Einstieg dieses Mal das Thema des vergangenen Sonntags: die Trinität.

  1. Theologie konkret: „Trinitatis“
  2. 40 Jahre Versöhnungsgemeinde: die ersten 11 Jahre (1975-1986)
  3. Aus der Versöhnungsgemeinde: Hilfsaktion für die Familien des Colegio
  4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch

 

1. Theologie konkret: „Trinitatis“

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Was ist die “Trinität”?

In erster Linie ist es wohl eine Idee, ein Vorstellungsraum, um das große Geheimnis ein bißchen besser (er-)klären zu können. Das wird wohl nie ganz gelingen. Aber in den ersten Jahrhunderten schien dieses Modell sehr plausibel und half, sich Gott zu nähern.

Heute ist die Trinität selbst oft erklärungsbedürftig und ein plastisches Konzept dafür möchte ich euch vorstellen:

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wasser

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eis

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In ihm ist Gott Vater das Wasser. Das Wasser, so sagt es auch die moderne Biologie, ist der Ort, an dem das Leben entstand. Und es ist fast in allem und auf jeden Fall in allen präsent. Wasser als Schöpfungsraum – Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde.

Und Jesus ist dann wie die Eiswürfel: Vom gleichen Stoff, aber eine sehr konkrete Erscheinungsform. Besser zu fassen, man spürt den Unterschied in einem Getränk.

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So hat auch Jesus den Unterschied markiert: zwischen „normal“ leben oder „erleuchtet“ von Gottes Liebe. Man merkt, ob jemand versucht, ihm zu folgen. Er ist die selbe Substanz, die gleiche Liebe, aber in einer sehr konkreten Form.

Und der Heilige Geist? In dem Modell ist er der Dampf. Auf der molekularen eben mit Wasser und Eis identisch: H2O. In seiner Mission der Liebe: gleich mit Gott und dem Sohn, aber in einer ganz anderen Erscheinungsform. „Der Geist weht, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt.“

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dampf

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Er ist eine gigantische Kraft – erinnert euch: die Dampfmaschinen haben einst die Ozeanriesen über die Meere getrieben…

In diesem Modell sieht man auch, dass Gott Beziehung und Bewegung ist, keine Statue und kein Grund jenseits der Zeit (unbeweg- und unberührbar).

Gott, das ist klar, ist ein konkretes Gegenüber.
Gott erscheint uns in ganz unterschiedlichen Formen.
Gatt war schon vorher und schuf alles, was es gibt.
Gott rettet und heilt mittels der Liebe.
Und Gott begleitet uns mit dem Segen.

 

2. 45 Jahre Versöhnungsgemeinde: die ersten 11 Jahre (1975-1986)

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GemeindepräsidentIn in dieser Zeit: Hans Junge (1975­-76) und Dr. Gisela Schmidt­-Hebbel (1976­-1986); Pastoren in dieser Zeit: Axel Becker (1975-1980) und Carlos Steenbuck (1981-1987)

carlos selma karoline

Prägende Personen in der Anfangszeit der Versöhnungsgemeinde: Pastor Axel Becker, hier mit KonfirmandInnen in El Tabito (rechts oben); Gisela Schmidt-Hebbel, hier an ihrem 90. Geburtstag mit anderen Frauen der Gründergeneration (rechts unten); Carlos und Selma Steenbuck, hier mit Schwester Karoline Mayer (oben)

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Konfi in El Tabito KLEIN

Generation der Gründerinnen KLEIN

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„Die Versöhnungsgemeinde ist das Ergebnis einer komplizierten Entwicklung in einer Zeit großer Veränderungen in der chilenischen Gesellschaft und ebenso in der Ev. Luth. Kirche in Chile. Dass Kirchen sich spalten, dass Kirchen und Gemeinden neu entstehen, das ist kein alltäglicher Vorgang.“ so beginnt unser erster Pastor, Axel Becker, seine Erinnerungen.

Vor 50 Jahren hatte die „deutsche“ lutherische Kirche eine vorsichtige Öffnung zur spanischsprachigen chilenischen Gesellschaft begonnen. Das war nicht unumstritten, genau wie das soziale Engagement in den Armenvierteln und die sich daraus stellenden (An-)Fragen daran, was es heißt, heute ChristIn zu sein.

Zum Symbol für diese Konflikte wurde Pastor Helmut Frenz, der sich in Concepción für arme Menschen, die Land besetzt hatten, engagierte. Und der sich später, nach dem Militärputsch als Bischof für Verfolgte einsetzte. „Seine Gemeinde“, die Erlösergemeinde hier in Santiago, und fast alle traditionell deutsch geprägten Gemeinden verließen 1975 schließlich die Kirchengemeinschaft der IELCH (Iglesia Evangélica Luterana en Chile) und gründeten die ILCH (Iglesia Evangélica Luterana en Chile). Eine Entwicklung, mit der sich die Väter und Mütter unserer Versöhnungsgemeinde nicht abfinden wollten.

Sie traten aus der Erlösergemeinde aus und mit ihrer kleinen, am 9. Juli 1975 neu gebildeten christlichen Gemeinschaft in die IELCH ein. Der Name war pragmatisch gewählt, denn in einem zerrissenen Land und einer gespaltenen Kirche wollten sie versöhnen. Das Trennende sollte vom Glauben relativiert werden, denn “Das Evangelium von Jesus Christus und der Gehorsam gegenüber seinem Auftrag sollen in unserer Arbeit betont an erster Stelle stehen. Allein von daher finden alle geschichtlichen, sozialen, kulturellen oder sprachlichen Gegebenheiten ihren rechten Platz.” (so die in der Gründungserklärung formulierte Überzeugung).

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colegio ganz früher

historia belenes

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historia templo trinidad

BasarVorbereitung1

Rechts oben: Die Christuskirche in Ñuñoa in der Adventszeit – hier war unsere Versöhnungsgemeinde in den ersten 24 Jahren ihres Bestehens zu Gast. Rechts unten: Basteln für den Adventsbasar – wichtige Einnahmequelle für die sozial-diakonischen und sonstigen Aktivitäten.

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Links: Man sieht an den Holzhütten, wie groß die Armut war. Trotzdem hat die Frau ein Lachen im Gesicht – vielleicht weil sie ihre Kinder in einem der “Belenes-Kindergärten” der Versöhnungsgemeinde fröhlich am Spielen und gut Geborgen weiß.

Von Anfang an war das sozial-diakonische Engagement für Familien, die zunächst in einer Armensiedlung auf dem heutigen Gelände des Parkes Araucano wohnten (población San Luis) , ein zentraler Bestandteil der Gemeindearbeit. Nach der Zwangsumsiedlung der Familien durch die Militärregierung gelang es der Versöhnungsgemeinde, die Familien weiter zu begleiten. So gründeten sie im Süden Santiagos Kindergärten. Es ist beeindruckend, wie die kleine Gemeinschaft dies finanziell und administrativ stemmen konnte. Und es ist bemerkenswert, dass die Familien, denen damals geholfen wurde, noch heute vom cariño berichten, mit denen sich die Väter und Mütter unserer Gemeinde engagierten. „Den Ärmsten zu dienen unter Gottes Wort.“ so beschrieb Gisela Schmidt-Hebbel, Gründungsmitglied und langjährige Präsidentin, die Mission. Sie gilt noch heute in unserem Colegio Belén O´Higgins.

Die Versöhnungsgemeinde bestand in der ersten Zeit aus nur wenigen, aber eben sehr aktiven Familien. Diese waren zum Teil Anfeindungen innerhalb der deutsch-chilenischen Gemeinschaft ausgesetzt. Man sagte zum Beispiel zu einer Konfirmandin „Ah, gehst du zu den Kommunisten?!“ Und so wurden die Gemeindegeburtstage stets als große Freude und Dankbarkeit unter dem Motto „uns gibt es immer noch“ gefeiert. Dabei gab es keine „politische Ausrichtung“, sondern es gelang in unserer Gemeinde etwas, das noch heute oft schwierig ist: Menschen trafen und treffen sich „unter Gottes Wort“, arbeiten zusammen und bilden eine Gemeinschaft – obwohl sie in vielen Ansichten und Lebensweisen auch durchaus unterschiedlicher Meinung sind.

An eine eigene Kirche war damals nicht zu denken, zum Glück sandte die deutsche Kirche aber weiterhin Pastoren. Die Gottesdienste fanden in der Trinitatiskirche in Ñuñoa am Sonntagnachmittag statt, die meisten Veranstaltungen im Pfarrhaus auf der Avenida Lyon. Und schon vor 40 Jahren fuhr man nach El Tabito! An einem der Kindergärten entstand eine später selbstständig werdende lutherische Gemeinde (Belén La Bandera). Für sie wurde in den 1980gern eine eigene kleine Kirche gebaut.

Wir blicken also auf einen bewegten Anfang zurück. Die Zeiten waren schwierig und auch das erste Gemeindejahrzehnt alles andere als einfach. Wie toll, dass es damals und heute so viele Menschen gibt, die sich mit ihrer Zeit und ihren Gaben, ihrem Geld und ihren Gebeten für die Versöhnungsgemeinde einsetzen! 45. Geburtstag heißt auch: ganz viel Grund zur Dankbarkeit.

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vor der errad.

Scan 7

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Scan 11

Das war vor 40 Jahren nicht anders, als heute: in einer Gemeinde wird geheiratet und getauft, bereitet man Jugendliche auf die Konfirmation vor und gedenkt bei Beerdigungen der Verstorbenen. Was man schon lange nicht mehr gesehen hat: eine Blech-Bläser-Gruppe. Und was man sich heute nicht mehr vorstellen kann: dass es zwischen Las Condes und Vitacura, ungefähr da wo heute der Parque Araucano und die schicken Hochhäuser sind, mal eine población gab. Mit dort wohnenden Familien begann die Sozialarbeit unserer Versöhnungsgemeinde.

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Zur weiteren Lektüre können wir sehr die Erinnerungen von Pastor Axel Becker, Pastor Carlos Steenbuck und seiner Frau Selma, sowie der damaligen Präsidentin Dr. Gisela Schmidt­-Hebbel empfehlen, die anlässlich des 30. Gemeindegeburtstages aufgeschrieben worden sind (jeweils auf den Namen klicken).

Wer noch mehr über die Situation der chilenischen lutherischen Kirche lernen will, sei auf die Autobiographie von Helmut Frenz („… und ich weiche nicht zurück.“ Chile zwischen Allende und Pinochet. Gustav-Adolf-Werk, Juli 2010 // Mi vida chilena, Santiago 2006) und auf die Studie von Daniel Lensky (Die Spaltung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile 1974/75, Köln 2012 // La división de la Iglesia Evangélica Luterana en Chile 1974/75, Santiago 2012) verwiesen.

 

3. Aus der Versöhnungsgemeinde: Hilfsaktion für die Familien des Colegio Belén O´Higgins

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Schon einmal haben wir erfolgreich geholfen, dass 25 Familien mit Lebensmittelkisten versorgt werden konnten. Nun hat sich die finanzielle Lage aber in allen Familien noch deutlich verschlimmert. Als Kirchenvorstand haben wir daher beschlossen, dass wir ein Zeichen setzen und allen Familien unseres Colegios eine größere Lebensmittelkiste zukommenlassen wollen. Das betrifft (incl. aller Angestellter) 300 Familien. Eine Kiste rechnen wir mit 40.000 CLP. Das Ziel ist damit hoch gesteckt – aber wir denken, dass wir es schaffen können. In gemeinsamer Hilfe von euch, euren FreundInnen und vielen vielen SpenderInnen in Deutschland.

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klasse

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Daher: wenn ihr könnt, unterstützt die Aktion mit einem Beitrag auf unser GemeindeKonto: Iglesia Ev. Luterana Congr. La Reconciliación, Banco Estado, Cuenta corriente: 5580463, RUT: 65.206.250-4, eMail: lc.noicailicnoceral@arotsap.

Und sagt es weiter! HIER könnt ihr einen Infobrief zum Verschicken an Freunde und Verwandte herunterladen.

FÜR ÜBER 130 KISTEN HABEN WIR SCHON SPENDEN ERHALTEN. Wir danken euch ganz herzlich für eure Hilfe und Solidarität mit unseren Familien des Colegios!

 

4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch:

Das Gebet:

Gott ich lobe und preise dich,

auch wenn ich dich und dein Geheimnis nie verstehen werde.

 

Gott Schöpferin ich danke dir, dass ich bin.

Dass es die Welt gibt und ich so viele tolle Dinge erleben darf.

Ich danke dir für die Schönheiten des Lebens,

für meine Familie,

für Möglichkeiten, mich zu entwickeln und zu wachsen.

 

Jesus Christus: ich danke dir, dass du auf die Welt gekommen bist.

Dass du uns gezeigt hast, wie nah Gott ist und wie gutes Leben besser möglich ist.

Ich danke dir für dein Beispiel von Verzeihen und Heilen,

für deine guten Worte und Taten,

für deine Liebe, die sogar den Tod überwand.

 

Heiliger Geist: ich danke dir für dein belebendes Wehen.

Für Schöpfungs-Energie und Kraft, Dinge zu verändern.

Für deine kritische Begleitung der Kirche durch die Jahrhunderte.

Und für dein Mit-uns-sein in unseren verschiedenen Herausforderungen.

 

Gott ich lobe und preise dich,

auch wenn ich dich und dein Geheimnis nie verstehen werde.

Und ich bitte dich heute speziell für:

Amen.

 

Der Vers:

Lasst uns aufsehen zu Christus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens!

(Hebräer 12,2 – biblischer Leitvers der Versöhnungsgemeinde)

 

Der Spruch:

“Allein vom Evangelium von Jesus Christus her finden alle geschichtlichen, sozialen, kulturellen oder sprachlichen Gegebenheiten ihren rechten Platz.”

(Gründungserklärung der Versöhnungsgemeinde)

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