Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitglieder der Versöhnungsgemeinde,
in der Kar-Woche gab es keine „Post nach Hause“, sondern wir haben auf ganz unterschiedliche Art und Weise Gottesdienst gefeiert. Dieses Mal schicken wir euch einen Text aus Hamburg (deswegen ist einmal von „Frühling“ die Rede, aber passt trotzdem für uns), ein Osterlachen und Versöhnungsgemeinde-Neuigkeiten. Und wie immer findet ihr am Schluss ein Gebet, einen Vers und einen Spruch.
Rückmeldungen könnt ihr uns gern über unsere Internet-Pinwand geben. Dort haben auch Grüße und Wünsche ihren Platz und wir können als Gemeinschaft noch besser miteinander zum Austauschen kommen: HIER klicken!
- Zum „Andenken“: Himmel auf dem Fenstersims
- Glaube praktisch: Osterlachen
- Aus der Versöhnungsgemeinde
- Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch
1. Zum „Andenken“: Himmel auf dem Fenstersims
Alle stehen sie am Fenster und schauen raus. Der Frühling lässt sein blaues Band… Seit Tagen treffen sie sich immer wieder auf meinem Fenstersims: Sorge, Angst und Traurigkeit – diese drei. Aber nicht nur: Auch Glaube, Liebe, Hoffnung stehen da. So nah sind sie sich lange schon nicht mehr gekommen. „Ach!“, seufzt die Sorge. Sie hält das Schweigen nie gut aus, weiß gar nicht, wo sie anfangen soll. So vieles ist unklar, müsste bedacht, gemacht und überhaupt werden. Erst als die Liebe sie an die Hand nimmt, wird die Sorge etwas ruhiger. Gemeinsam blinzeln sie in die Sonne. „Ach!“, seufzt die Sorge wieder, aber es hört sich ein wenig anders als zuvor an.
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Die Angst ist ganz in sich versunken. Kurz hat sie nach draußen, dann wieder schnell ins Handy geblickt. Sie vertieft sich gerne in Sachen. Auf Weltkarten zoomt sie sich an rote Punkte heran, vergleicht neuste Zahlen und Kurven. Sie kreist um viele Fragen: nach dem, was Morgen ist, dass es plötzlich eng werden könnte, dass… „Da!“ brüllt plötzlich die Hoffnung und die Angst schrickt auf: „Was ist passiert?“ – „Nichts!“, antwortet die Hoffnung: „Da war nur eine Taube!“ Die Angst schüttelt den Kopf, schaut aber doch kurz zum Himmel. Eine Taube sieht sie nicht. „Typisch Hoffnung“, denkt sie: „Sieht immer etwas, wo nichts ist!“ Die Hoffnung schmunzelt. Ihr entgeht nicht, dass die Angst das Handy in die Tasche steckt. Die Traurigkeit ist traurig. Das ist sie immer, aber gerade wird ihr es einmal wieder bewusst: Wie verletzlich das Leben ist, das eigene und das der Menschen, die einem wichtig sind. Sie spürt, dass alles manchmal gleichzeitig seine Zeit hat. Frühlingsboten und Abschied, Nähe und Einsamkeit, Lachen und Weinen.
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Der Glaube geht in die Knie und setzt sich neben sie. Er hat schon länger nichts mehr gesagt, aber das ist nicht ungewöhnlich. Oft meldet er sich erst spät. Die Traurigkeit lehnt sich am Glauben an, der leise zu singen beginnt: „Geh aus mein Herz und suche Freud!“
Die Sorge lächelt verschmitzt: „Das Herz hat kein Kontaktverbot!“ Die Hoffnung macht einen Knicks vor der Angst, die etwas unbeholfen ihre ersten Tanzschritte wagt. Die Liebe beginnt zu dirigieren und für einen Augenblick ist der Himmel auf meinem Fenstersims zu Gast. (von Oliver Spies, ein Freund und Kollege aus Hamburg)
2. Glaube praktisch: Osterlachen
Pfarrer, die gackern wie Hennen, Grimassen schneiden oder Witze erzählen: Das war im Mittelalter keine Seltenheit. Jedenfalls zu Ostern nicht, denn dann wurde die Kanzel zur Bühne. Alles war erlaubt, was die Gläubigen zum Lachen brachte: Christus ist auferstanden, der Teufel hat nichts mehr zu Lachen, die Erlösten umso mehr. Natürlich war dieses Osterlachen ein Trotzdem-Lachen: Der eigene Tod wird kommen, aber er ist nicht das Ende. Für den Himmel verspricht Jesus: „Ihr werdet lachen!“ (Lukas, Kapitel 6,21)
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Osterlachen verboten. Später entdeckte man das Osterlachen wieder. Getreu nach Karl Barth: „Ein Christ treibt dann gute Theologie, wenn er im Grunde immer fröhlich, ja mit Humor bei seiner Sache ist. Nur keine verdrießlichen Theologen! Nur keine langweiligen Theologen!” Damit auch Friedrich Nietzsches Kritik widerlegt wird: „Erlöster müssten mir die Christen aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.“
(Quelle: www.anderezeiten.de, In: Pfarrbriefservice.de)
Wir steuern ein paar Bilder bei, die uns in den letzten Tagen erreichten:
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Lieber Gott: könnten wir bitte 2020 de- und dann ganz neu installieren? Es hat einen Virus!
Bitte gehen Sie zurück nach drinnen! Sie müssen die Quarantäne einhalten!
“Durch COVID19 schließe ich dir deine Kirchen.” “Und ich eröffne in jedem Haus eine (neue).”
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Judas hat das Treffen verlassen.
Suspendiert. Judas hatte einen positiven Test.
Sie haben uns schon erklärt, wie man die Hände waschen muss. Jetzt fehlt nur noch das wichtigste: wie wir uns die Herzen reinigen. Das Tutorial mit freiem Zugang findest du schon lange im Evangelium (Matthäus 5,8).
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3. Aus der Versöhnungsgemeinde
Es war eine besondere, unter den gegebenen Umständenen aber eine für viele trotzdem religiös intensive Karwoche in unserer Versöhnungsgemeinde. Zwar gab es keine Prozession am Palm-Sonntag und keinen Gottesdienst zum Karfreitag in unserer Tochtergemeinde La Esperanza, keine gedeckten Tische in der Kirche am Gründonnerstag und kein Ostereiersuchen mit dem Kindergottesdienst am Fest der Auferstehung. Aber wir haben uns in ganz vielen Häusern getroffen, um diese besondere Zeit gemeinsam zu gestalten – als Hausgemeinschaften, aber auch als Gemeinde! Mit dem Erinnern an die Geschichte von Jesus, mit Liedern und Gebeten und Predigten von unserer website.
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Und am Gründonnerstag saßen dann plötzlich ganz viele am Tisch – wenn auch nur virtuell per Zoom. Es war sehr schön, sich wieder zu sehen! Auszutauschen. Gemeinschaft zu erleben. Und gleichzeitig auch symbolisch schmerzhaft, weil eben nicht leiblich präsent im gleichen Raum und damit stellvertretend “eingeschränkt” wie so Vieles in dieser Zeit.
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Ostersonntag war die Kirche dann voll. 150 Leute aus Nah und Fern “saßen” auf den Stühlen. Oder besser: hatten ihre Fotos geschickt, um präsent zu sein. Das sah unglaublich toll aus! Und war echt bewegend. Dann haben wir den ersten Youtube-Gottesdenst in der Geschichte unserer Gemeinde gefeiert. Zeitversetzt und auf der halben Welt. Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. HALLELUJA!
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Manche von euch erinnern sich sicher gut, anderen neueren Mitgliedern werden sie kein Begriff sein: unsere Gemeindemitglieder Marianne und Hans Kleber. In den letzten Jahren haben sie immer ein halbes Jahr in der Schweiz und ein halbes Jahr in Chile gelebt. In der Kirche haben wir sie schon lange nicht mehr gesehen, da Hans vor längerer Zeit zwei Schlaganfälle hatte, die es ihm unmöglich machten, sich von Zuhause fortzubewegen. Lange haben die beiden hin und her überlegt, ob sie in dieser Situation nun ihren Wohnsitz ganz in die Schweiz verlegen oder ganz hier bleiben sollen. Denn eines war klar: das Reisen hin und her würde nicht mehr möglich sein. Nun hatte sich Hans Gesundheitszustand so weit positiv entwickelt, dass die beiden beschlossen, im April ganz in die Schweiz zurück zu gehen. Der Flug war gebucht. Doch dann kam alles anders: die Grenzen wurden dicht gemacht, alle Flüge gecancelt und die beiden mussten von einem Tag auf den anderen überlegen, ob sie mit der letzten Maschine, die Schweizer über die Botschaft nach Hause fliegt, mit wollen. Sie wollten. Das war eine echte (logistische) Herausforderung. Aber es hat alles gut geklappt. Marianne hat sich aus der Schweiz gemeldet: Hans hat den Flug gut überstanden, ihre Kinder haben sie abgeholt und sie sind dabei sich nun neu in ihrem Schweizer Zuhause einzurichten. Wir als Versöhnungsgemeinde wünschen ihnen dafür Gottes reichen Segen und sagen Euch, liebe Marianne und lieber Hans: wir werden euch vermissen!!
4. Am Schluss: ein Gebet, ein Vers und ein Spruch:
Das Gebet:
Lebendiger Gott,
ich danke dir,
dass du in deinem Sohn gezeigt hast:
dein Licht scheint auch in der Dunkelheit,
Liebe ist stärker als der Tod,
deine Macht lässt auch in tiefsten Abgründen nicht allein.
Ich bitten dich,
wische auch unsere Tränen ab
und verwandle sie in Freude.
Ich bitte dich: gib Kraft denen, die erschöpft sind;
Eine Perspektive denen, die nicht weiter wissen;
Trost denen, die verzweifeln.
Ich bitte dich für alle, die krank sind,
für alle, die sich um Kranke kümmern
und für die, die sterben und ihre Angehörigen.
Ich bete für alle, die schwere Entscheidungen treffen müssen;
Für alle, die es in der Quarantäne schwer haben
und für… (Platz für eigene Gebetsanliegen)
Schenk uns Hoffnung,
gib uns festen Boden unter die Füße,
lass uns Vertrauen finden.
Amen.
Der Vers:
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben,
weder Engel noch Mächte noch Gewalten,
weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur
uns scheiden kann von der Liebe Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
(Römer 8,38+39)
Der Spruch:
“Auf, auf mein Herz mit Freude nimm wahr, was heut geschicht; wie kommt nach großem Leiden nun ein so großes Licht.” (EG 112,1)